CFOs der DACH-Region gehen selbstbewusst in die digitale Transformation

Ansgar Eickeler skizziert, wie CFOs die treibende Kraft der digitalen Transformation werden.

In Zeiten, in denen es überlebenswichtig ist, die richtigen Digitalisierungsstrategien zu entwickeln und die notwendigen Projekte zu starten, müssen sich CFOs neuen Herausforderungen stellen. Besonders im Bereich Digitalisierung kommen Veränderungen auf sie zu, denn die Finanzorganisation ist die natürliche Drehscheibe für Daten, dem strategisch wichtigsten Asset im Zeitalter der Digitalisierung. Aber wie weit sind die CFOs darauf vorbereitet, die treibende Kraft in der digitalen Transformation zu sein? Board hat diese Frage in seiner aktuellen Studie „The Resurgent Finance Leader“ untersucht.

Für die Studie wurden weltweit 600 Führungskräfte im Finanzbereich befragt, darunter 100 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir haben uns die Ergebnisse mal im Detail angeschaut, um zu sehen, bei welchen Themen sich die Ansichten der CFOs der DACH-Region von denen ihrer Kollegen in UK, den USA, Japan oder Australien unterscheiden.

Aufbruchstimmung hierzulande besonders ausgeprägt

Die Bereitschaft zum Wandel unter den Finanzführungskräften ist tatsächlich groß. Dies mag daran liegen, dass der Veränderungsdruck stark gestiegen ist. Über alle Befragten hinweg sind sich 89 Prozent bewusst, dass sie jetzt handeln und ihre Rolle im Unternehmen neu definieren müssen, um nicht durch die Automatisierung vieler Controlling-Prozesse in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Auffallend ist, dass hierzulande 98 Prozent der Finanzführungskräfte dieser Aussage zustimmen.

Aufbruch bedeutet vor allem, dass sich die Aufgaben ändern. Hier bestätigen sich die regionalen Unterschiede. Während in der DACH-Region nur noch 11 Prozent der Befragten sagen, sie verwenden noch immer den größten Teil ihrer Zeit und Ressourcen darauf, die Grundlagen der Finanzarbeit am Laufen zu halten, sagen dies immerhin noch 27 Prozent der UK-Finanzführungskräfte. Der Durchschnitt über alle Länder und Regionen hinweg liegt bei 18 Prozent.

Womit beschäftigen sich also die Finanzführungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz? 37 Prozent konzentrieren sich auf weitere Effizienzsteigerungen durch Automatisierung unter Nutzung vorhandener Instrumente und Technologien sowie die Ausweitung bewährter Finanzplanung- und Analyse-Prozesse (FP&A) auf andere Funktionen. Weitere 28 Prozent arbeiten vorrangig daran, ihre Expertise auf dem Feld der digitalen Transformation zu stärken, um die Finanzorganisation in dieses zukunftsträchtige Feld führen zu können. In diesem Bereich sind übrigens die CFOs in Australien (41 Prozent) und Japan (37 Prozent) besonders engagiert. 22 Prozent der Finanzführungskräfte in der DACH-Region kümmern sich die meiste Zeit darum, die Finanzorganisation fit zu machen, um die Unternehmensstrategie in einem dynamischen Umfeld zu unterstützen. In diesem Punkt liegen fast alle Regionen gleichauf.


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DACH-CFOs weniger „rebellisch“

Die CFOs in den deutschsprachigen Ländern gehen die neuen Aufgaben sehr selbstbewusst an. 97 Prozent der Befragten sind hier total oder ziemlich zuversichtlich, dass die Finanzabteilung in der Lage ist, die Performance im Unternehmen voranzutreiben, gegenüber 93 Prozent im Durchschnitt über alle Regionen hinweg. Auffallend ist hier, dass in Japan 19 Prozent nur wenig oder gar keine Zuversicht zeigen, diese Aufgaben in der Zukunft stemmen zu können.

Das Selbstbewusstsein der heimischen Finanzführungskräfte mag auch ein Ausdruck dafür sein, dass sie sich in den letzten Jahren ein hohes Standing in den Unternehmen erarbeitet haben und häufig erster Ansprechpartner der CEOs sind. Das spiegelt sich auch in der Antwort auf die Frage wider, inwieweit die CFOs glauben, dass die Unternehmensleitung bereit ist, den Finanzbereich zu unterstützen, strategischer zu werden und das digitale Unternehmen zu beschleunigen. In der DACH-Region sind 96 Prozent der Befragten von der Unterstützung der Unternehmensleitung überzeugt, nur 3 Prozent sind sich da weniger sicher. In UK liegt die Überzeugung nur bei 90 Prozent, während 9 Prozent nicht an die Unterstützung durch die Unternehmensleitung glauben.

Das gute Standing in den Unternehmen mag ein Grund dafür sein, dass die Finanzführungskräfte hierzulande weniger „rebellisch“ sind als ihre Kollegen in den anderen Regionen. Dem Statement „Die Unternehmenskultur sollte das Finanzteam dazu ermutigen, kreativ, neugierig und rebellisch zu sein, damit es schnell reagieren und den Status quo ständig in Frage stellen kann“, stimmten nur 87 Prozent in der DACH-Region zu, während es in Großbritannien 93 Prozent und in Australien sogar 96 Prozent waren.

CFOs setzen auf Szenario-Bildung und künstliche Intelligenz

Für die neuen Aufgaben im Finanzbereich ist die Arbeit mit Daten und das Gewinnen der richtigen Erkenntnisse von grundlegender Bedeutung. Dabei spielt die unterstützende Technologie eine wichtige Rolle, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dies schätzen die Finanzführungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz deutlich wichtiger ein als ihre britischen Kolleginnen und Kollegen. 92 Prozent der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind davon überzeugt, dass breite betriebswirtschaftliche und technologische Fähigkeiten in Zukunft wichtiger sind als reine Finanzqualifikationen. Auf der Insel sind es nur 81 Prozent der Befragten.

Diese Unterschiede zwischen den Regionen bestätigen sich, wenn nach den konkreten Zukunftsanwendungen gefragt wird. Das technische Know-how kommt zum Tragen, um in Echtzeit Szenarien zu generieren und fundierte Forecasts zu erstellen. 98 Prozent der DACH-Finanzführungskräfte sind davon überzeugt, dass dies die wichtigsten Anwendungen für die Zukunft sind gegenüber nur 89 Prozent in UK.

Und auch wenn es darum geht, den Nutzen von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) einzuschätzen, um bessere Ergebnisse noch zeitnäher zu liefern, haben etwas überraschend die in der Vergangenheit eher als „technologieskeptisch“ eingestuften CFOs der DACH-Region die Nase vorn. Hier halten 96 Prozent den Einsatz von KI und ML für wichtig oder sehr wichtig, während das in Großbritannien nur 90 Prozent der Befragten tun.

In Summe sind sich aber alle CFOs in den befragten Regionen USA, UK, DACH, Japan und Australien einig, dass sie ihre Organisationen verändern müssen, um sie auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Dafür ist neben moderner Technologie auch eine neue Kultur erforderlich. Diese aufzusetzen und zu orchestrieren ist eine der Hauptaufgaben der CFOs in ihren Unternehmen.

Alle übergreifenden Ergebnisse können Sie in der Board-Studie „The Resurgent Finance Leader“ nachlesen, die Sie hier kostenlos herunterladen können.

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