Nachhaltigkeit – kleine Optimierung mit großer Wirkung

Von Sebastian Zoll*

Nachhaltiges Handeln ist für viele Unternehmen inzwischen eine Selbstverständlichkeit und fest in den Firmenwerten verankert. Damit werden sie einerseits ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt und zukünftigen Generationen gerecht, was Kunden, Mitarbeiter, Partner und Investoren zunehmend einfordern. Andererseits ergeben sich aus den Nachhaltigkeitsbemühungen oft erhebliche Einsparpotenziale, etwa bei den Energiekosten, die angesichts steigender Strom- und Gaspreise zu explodieren drohen. Beim Kauf neuer IT-Hardware achten Unternehmen deshalb auf Energieeffizienz oder sie versuchen, ihre Systeme durch den Aufbau Cloud-basierter Umgebungen optimal auszulasten.

Darüber hinaus sind sie intensiv auf der Suche nach weiteren Stellschrauben, um Systeme effizienter zu nutzen, aber auch um IT-bezogene Prozesse zu beschleunigen und IT-Personal zu entlasten. Eine Möglichkeit, diese Dinge geschickt zu verknüpfen, ist eine Optimierung des Bereitstellungsprozesses von Betriebssystem-Images. Im ersten Moment mag sich das nicht besonders spektakulär anhören, doch in einer solch kleinen Verbesserung steckt einiges an Potenzial. Immerhin stellen wir in Gesprächen mit Kunden regelmäßig fest, dass sie neue Rechner oder virtuelle Maschinen mit einem vorbereiteten Master Image aufsetzen, das nicht sehr aktuell ist. Dadurch müssen sie die einzelnen Systeme anschließend immer noch auf den neuesten Stand bringen, sprich: Updates und Patches herunterladen und installieren, was Arbeits- und Rechenzeit kostet. Je nachdem wie häufig neue Systeme bereitgestellt werden, kommen da schnell einige Stunden zusammen.

Sebastian Zoll erläutert Möglichkeiten, wie Energieeinsparungen gerade aktuell umsetzbar sind.

Wir selbst haben das in unserem SVA-Labor lange so gemacht und vor Schulungen die Rechner der Teilnehmer nach Einspielen unseres Master Images von Red Hat Enterprise Linux manuell aktualisiert. Den Aufwand wollten wir gerne reduzieren, weil er kontinuierlich größer wurde – schließlich kommen bei einem gut gepflegten Betriebssystem im Laufe der Zeit immer mehr Updates hinzu. Zudem ist es für die Mitarbeiter auch nicht allzu spannend, die gleiche Tätigkeit zehn oder fünfzehn Mal hintereinander durchzuführen. Daher aktualisieren wir das Master Image mittlerweile regelmäßig automatisch und haben nach dessen Installation stets ein aktuelles Schulungssystem, das keiner Nacharbeiten mehr bedarf. Das dafür notwendige Werkzeug bringt Red Hat Enterprise Linux mit dem „Image Builder“ bereits mit.

Interessant ist ein solcher Bereitstellungsprozess auch für die Rechner neuer Mitarbeiter, bei denen das Master Image neben dem Betriebssystem alle benötigten Anwendungen inklusive aller Updates umfassen sollte. Oder für virtuelle Maschinen, von denen selbst kleinere Hoster und Service-Provider oft mehrere täglich aufsetzen müssen. Dass es weniger Arbeit macht, ein einzelnes Image zu aktualisieren statt unzähliger Rechner oder VMs, ist offensichtlich. Dass sich überdies signifikant Energie sparen und der CO2-Fußabdruck des Unternehmens reduzieren lässt, verdeutlicht ein Rechenbeispiel.

Angenommen ein Unternehmen stellt täglich 15 VMs bereit und nutzt einen Server mit zwei Intel-CPUs vom Typ Xeon Gold 5218, der eine maximale Leistungsaufnahme von 560 Watt hat. Dann bedeutet das bei 200 Arbeitstagen und einer Bereitstellungszeit von 15 Minuten pro VM: 200 Arbeitstage x 15 VMs x 15 Minuten = 49.500 Minuten beziehungsweise 825 Stunden, in denen der Server arbeiten muss. Bei einer Leistung von 560 Watt ist das ein Stromverbrauch von 462 kWh pro Jahr. Sinkt die Bereitstellungszeit durch das stets aktuelle Master Image auf eine Minute, sieht die Rechnung so aus: 200 Arbeitstage x 15 VMs x 1 Minute = 3.300 Minuten beziehungsweise 55 Stunden, und damit einen Stromverbrauch von 30,8 kWh pro Jahr. Die Einsparung liegt also bei 431,2 kWh. Einen Kühlschrank, der 75 kWh pro Jahr verbraucht, könnte man damit fast sechs Jahre lang betreiben, oder mit einem Elektroauto – durchschnittlicher Verbrauch etwa 15 kWh pro 100 Kilometer – mehr als 2.800 Kilometer zurücklegen.

Zugegebenermaßen vereinfacht diese Rechnung den Sachverhalt ein wenig – schließlich läuft der Server nicht unter Volllast und die regelmäßige Aktualisierung des Master Images verbraucht ebenfalls Strom. Allerdings brauchen Unternehmen für das Master Image nur einmalig die seit der letzten Aktualisierung hinzugekommenen Updates herunterladen und ergänzen. Das geht deutlich schneller und erfordert weniger Rechenleistung sowie Bandbreite als der Download recht umfangreicher Pakete mit Updates, die sich über Monate oder Jahre angesammelt haben, für jede einzelne VM. Dass sich viel Arbeitszeit und Energie sparen lässt, sollte deshalb klargeworden sein.

Letztlich zeigt dieses Beispiel, wie Unternehmen auch mit kleinen Verbesserungen etwas für die Umwelt tun können und zugleich ihre Mitarbeiter und Budgets entlasten – ganz ohne große Investitionen oder langwierige Projekte. Es lohnt definitiv, bestehende Prozesse infrage zu stellen und gezielt nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen, selbst wenn sie auf den ersten Blick eher unscheinbar wirken.

* Sebastian Zoll ist System Engineer bei SVA System Vertrieb Alexander


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