Einfach und bewusst einkaufen

Dass gesunde und nachhaltige Ernährung bezahlbar sein kann, belegen Tobias Heinbockel, Managing Director Category Management bei Aldi Nord, und Erik Döbele, Managing Director Buying & Services bei Aldi Süd, im Dialog mit der TREND-REPORT-Redaktion.

Herr Heinbockel, vegane und/oder vegetarische Ernährung liegt im Trend. Wie erfüllen Sie die gestiegene Erwartungshaltung Ihrer Kunden?

Wir merken generell ein großes Interesse an einer bewussteren und nachhaltigeren Lebensweise. Da gehört die vegane und vegetarische oder die flexitarische Ernährung auch dazu. Die bewusste Reduktion von Fleisch oder der Verzicht auf Produkte tierischer Herkunft wird für viele unserer Kundinnen und Kunden immer interessanter und auch immer normaler. So sind viele unserer Kunden Flexitarier, einige legen einen oder mehrere vegane Tage in der Woche ein. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich: Tierwohl spielt eine Rolle, die eigene Gesundheit und auch der Klima- und Umweltschutz. Diesen Bedürfnissen unserer Kunden kommen wir nach und haben beispielsweise als erster Lebensmitteleinzelhändler vegane Aktionswochen angeboten. Auch am „Veganuary“, dem veganen Januar, haben wir uns beteiligt.

Herr Döbele, welchen Stellenwert nimmt heute und in Zukunft das Thema Regionalität in Ihrem Sortiment ein?

Immer mehr Kunden fragen: Woher kommt mein Essen? Wie wurde es hergestellt? Dabei wird es ihnen immer wichtiger, Produkte aus der Region bzw. heimische Produkte aus Deutschland zu kaufen. Das gilt ganz besonders für frische Waren wie Obst und Gemüse, aber auch für unsere Molkerei- und Fleischprodukte. Bei ALDI Nord und ALDI SÜD sind über das Jahr verteilt etwa 350 Artikel erhältlich, die wir mit dem sogenannten Regionalfenster kennzeichnen, Darunter u. a. auch Milch, Frischfleisch, Käse, Wurst und Eier.  Wir werden unser Angebot an regionalen Produkten weiterhin stark ausbauen. Aktuell beliefern schon 44 regionale Bäckereien täglich mehr als 1000 ALDI SÜD Filialen mit einer Auswahl frischer regionaler Backwaren – Tendenz steigend. ALDI Nord arbeitet beispielsweise mit regional ansässigen Wurst- und Käseproduzenten zusammen.

„Wir wollten neben unseren Kunden auch unsere Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren und haben sie dazu motiviert,
die vegane Ernährungsweise einmal auszuprobieren.“

Erik Döbele

Wie hoch ist der Anteil heimischer Produkte bei ALDI?

Erik Döbele, Managing Director Buying & Services bei Aldi Süd

Rund 90 Prozent der von uns verkauften Frischfleischprodukte und etwa 80 Prozent der Wurstwaren stammen bereits aus deutscher Erzeugung. Gleiches gilt für unsere Milchprodukte: Den überwiegenden Anteil beziehen wir von Lieferanten und Erzeugern, die hierzulande ansässig sind. Produkte regionaler Herkunft kann der Kunde bei ALDI SÜD anhand der Eigenmarken „Unser Bayern“, „Unser Franken“ und „Einfach Regional“ erkennen. Produkte mit einer überwiegenden Rohstoffherkunft aus Deutschland werden bei ALDI Nord und ALDI SÜD zunehmend mit dem Deutschlandherz-Logo „Qualität aus Deutschland“ oder bei Obst und Gemüse mit dem Logo „Ernte aus Deutschland“ gekennzeichnet.

Wie hat sich das Einkaufsverhalten Ihrer Kunden durch die Corona-Phase verändert?

Die Trends zu Regionalität, aber auch zu Nachhaltigkeit und Achtsamkeit bestehen schon länger, die Corona-Erfahrung hat sie nochmal verstärkt. Lebensmittel erfahren eine neue Art der Wertschätzung, das drückt sich auch im Kaufverhalten aus. Wir können zudem beobachten, dass die Kunden in der Corona-Phase verstärkt zu Bio-Lebensmitteln greifen. Dies bestätigt uns: Der Wandel in der Sortimentsgestaltung bei ALDI hin zu mehr Frische, Nachhaltigkeit und Regionalität in den vergangenen Jahren war und ist die richtige Entscheidung.

So finden unsere Kundinnen und Kunden bei ALDI genau die Auswahl, die sie für einen bewussten und ausgewogenen Lebensstil benötigen. Und das in hoher Qualität zu günstigsten Preisen. Auch das Bio-Sortiment wächst stetig weiter.

Herr Heinbockel, was verbirgt sich hinter Ihrem Konzept „Fair & Gut“?

Neben sozialen und ökologischen Aspekten steht auch das Thema Tierwohl bei uns stark im Fokus. Deswegen haben wir die Tierwohlmarke FAIR & GUT eingeführt: Mit der Marke FAIR & GUT bieten wir unseren Kunden, die Wert auf mehr Tierwohl legen, seit 2018 ein zusätzliches Angebot zwischen konventioneller und Bio-Ware zu einem fairen Preis an. Die Marke vereint verschiedene Tierwohl-Label und deren Standards, die über den gesetzlichen Tierhaltungsbedingungen liegen. 

„Viele unserer Kunden sind Flexitarier, einige legen einen oder mehrere vegane Tage in der Woche ein.“

Tobias Heinbockel
Tobias Heinbockel, Managing Director Category Management bei Aldi Nord

Neben regionalen Geflügelfrischfleischprodukten mit der Einstiegsstufe des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz des Deutschen Tierschutzbunds“ und Schweinefrischfleischprodukten von NEULAND oder FAIRFARM, führen wir deutschlandweit weitere Produkte wie unter anderem die Weidemilch mit der Premiumstufe des Deutschen Tierschutzbundes. Zudem wird die FAIR & GUT Landmilch bei ALDI SÜD bzw. Alpenmilch bei ALDI Nord klimaneutral hergestellt.

Was bedeutet klimaneutrale Herstellung?

Bei der Herstellung tierischer Produkte fallen im Vergleich zu veganen Alternativen besonders viele CO2-Emissionen an. Mit der klimaneutralen Milch möchten wir daher einen Ausgleich für unser Klima leisten. Die bislang nicht vermeidbaren Emissionen, die von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Verkauf der Milch in unseren Filialen anfallen, gleichen wir durch die Unterstützung verschiedener Klimaschutzprojekte aus.

Zwei Projekte fördern den regionalen Waldschutz und Humusaufbau in Deutschland, ein weiteres versorgt Menschen in Kambodscha mit sauberem Trinkwasser. Außerdem bestehen die Milchflaschen zu 50 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Wie viel CO2 wir durch diese Projekte schon kompensieren konnten, erfahren unsere Kundinnen und Kunden transparent online.

Wie sieht es mit weiteren klimaneutralen Produkten aus?

Auch das ist ein Bereich, der in den nächsten Jahren sicherlich weiterwachsen wird. Bei ALDI SÜD gab es in 2020 beispielsweise schon 15 klimaneutrale Produkte, unter anderem einen klimaneutralen Sneaker oder klimaneutral produzierten Kaffee aus Honduras.

Bei ALDI Nord und ALDI SÜD gibt es klimaneutrale Weingummi: Mit dem Kauf eines Beutels Wonderful World Weingummi spendet ALDI Nord 15 Cent an die Organisation Plant-for-the-Planet und bei ALDI SÜD geht der Betrag in die Unterstützung von Klimaschutzprojekten – für unseren gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel.

Herr Döbele, welche Ernährungstrends machen Sie momentan aus?       

Wir beobachten, dass sich bei unseren Kunden der Wunsch verstärkt, mit der Ernährung nicht nur sich selbst, sondern auch unserer Umwelt und dem Klima etwas Gutes zu tun. Auch deshalb liegen vegetarische und vegane Ernährungsweise oder die bewusste Reduktion von Fleischkonsum im Trend. Auch Bio-Produkte, Fairtrade-Artikel und Regionalität sind längst keine Nische mehr. Ein besonderes Interesse an regionalen Produkten beobachten wir bei Kunden, die sich ohnehin bewusst ernähren und Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen. Grundsätzlich steigt auch das Bewusstsein, dass die Art sich zu ernähren und der Schutz von Umwelt und Klima unseres Planeten eng verwoben sind.

Herr Heinbockel, wie wird sich Ihr Sortiment in Zukunft im Kontext der aktuellen Ernährungstrends ändern?

Generell begleiten und unterstützen wir den Trend zu einer bewussten Ernährung bereits seit mehreren Jahren, indem wir unser Sortiment entsprechend ausbauen und stetig weiterentwickelt haben. „Bewusst“ bedeutet dabei, dass Lebensmittel einerseits hochwertig und gut für den Menschen sind, gleichzeitig auch guten Gewissens gekauft werden können, weil die ALDI Produkte immer mit Blick auf ihre Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima produziert werden. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und haben uns selbst ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Natürlich möchten wir auch unsere Kunden auf unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit mitnehmen. Wir möchten unsere Kunden dafür sensibilisieren, dass der Klimaschutz bei unseren Konsum- und Ernährungsgewohnheiten anfängt.

Im Januar haben Sie die eigenen Mitarbeiter zu einer veganen Ernährung motiviert. Wie kam dieses „Experiment“ an?

Erik Döbele: Wir haben uns zum zweiten Mal an der Initiative „Veganuary“ beteiligt und dies auch umfassend an unsere Kunden kommuniziert. Eine Kollegin hat beispielsweise über ihren Selbstversuch, vegan zu leben sehr unterhaltsam und motivierend gebloggt. Wir wollten neben unseren Kunden auch unsere Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren und haben sie dazu motiviert, die vegane Ernährungsweise einmal auszuprobieren. Da haben viele Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen mitgemacht. Viele von ihnen leben tatsächlich schon vegan oder vegetarisch und konnten den Kollegen wertvolle Tipps geben.

Tobias Heinbockel und Erik Döbele schildern, wie ALDI die Erwartungshaltung im Bereich Umweltschutz erfüllt.

Wie sieht das vegane Sortiment bei ALDI aus?

Tobias Heinbockel: Unser veganes Sortiment ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, wir haben bereits mehrere hundert Artikel, die mit dem V-Label vegan gekennzeichnet sind. Unter der gemeinsamen ALDI Eigenmarke „MEIN Veggie Tag“ inklusive der „Wonder Linie“ bieten wir viele vegane Fleischersatzprodukte inzwischen deutschlandweit im Standardsortiment sowie in regelmäßigen Aktionen an, beispielsweise den Wonder Burger oder neu die Wonder Chunks. Dazu kommen Produkte von renommierten Marken wie Simply V, Vantastic foods oder dem Startup Lycka. Für unser Angebot wurden wir gemeinsam von PETA mit dem „Vegan Food Award 2020“ als „Vegan freundlichster Supermarkt“ ausgezeichnet.

Mit dem Kauf der „The Wonder“- Produkte unterstützen die Kunden von ALDI SÜD ein Klimaschutzprojekt in Peru. Was hat es damit auf sich?

Erik Döbele: In diesem Projekt arbeiten 400 einheimische Familien zusammen für den Schutz von 300.000 Hektar Primär-Regenwald im Amazonasgebiet. Der Wald ist die Lebensgrundlage der Familien und Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Durch die zunehmende Erschließung neuer Straßen nimmt jedoch auch die illegale Abholzung zu. Durch dieses Projekt erhalten die Familien die Landrechte und damit nachhaltige Einkommensquellen, zum Beispiel durch den Anbau von Paranüssen.  Waldschutzprojekte wie diese stellen sicher, dass Wälder langfristig erhalten bleiben und dass der Schutz des Waldes einen höheren Wert erfährt als seine Abholzung.

Aldi Süd und Aldi Nord sind in unserem Ernährungsleben fest verankert. Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen, um Ihrer Verantwortung gerecht zu werden?

Tobias Heinbockel: Bei uns finden Kunden ein breites Angebot für die Ernährungsform, die zu ihnen passt. Hierbei bedienen wir sowohl Kunden, die sich rein oder überwiegend pflanzlich ernähren möchten, als auch die, die nicht ganz auf Fleischprodukte verzichten wollen, beispielsweise dadurch, dass wir unsere Tierwohl-Standards konsequent anheben. Wichtig ist es uns, Nachhaltigkeit in die Breite zu tragen und bewusste Ernährung für jedermann leistbar und möglich zu machen. Wir möchten für unsere Kunden der Partner für bewusste Ernährung sein.

Weitere Informationen unter:

www.aldi-nord.de/verantwortung
www.aldi-sued.de/verantwortung

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