Wie funktioniert „New Work“?

Dies ist ein Gastbeitrag von Tim Oldiges, Geschäftsführer und Gesellschafter der Headgate GmbH 

Unsere Arbeitswelt befindet sich seit jeher in einem stetigen Wandel, der für uns bislang jedoch nur über längere Zeiträume richtig zu erkennen war. Doch die Folgen der Corona-Pandemie haben nun in vielen Bereichen wie ein Katalysator bestehende Entwicklungen und Trends befeuert, und teils extrem beschleunigt. Das dezentrale, agile Arbeiten – früher nur Rand-Aspekt unseres gewöhnlichen Berufslebens – ist nun gelebte Normalität. Umso spannender ist es nun, einen Blick hinter die Kulissen der Unternehmen zu werfen und sich zu fragen, wie unsere Arbeitswelt jetzt und in Zukunft aussehen wird. Wie funktioniert „New Work“?

Als Headhunter:innen haben wir einen einzigartigen Blickwinkel auf die Arbeitswelt, und zwar sowohl aus Arbeitnehmer:innen-, als auch aus Unternehmens-Sicht. Wir hatten in den letzten Wochen und Monaten die Möglichkeit, u. a. vielen Top-Managern:innen über die Schulter zu blicken und so einen exklusiven Einblick in die positiven wie negativen Erkenntnisse, aber auch Pläne und Visionen der Unternehmen für die zukünftige Arbeitswelt zu erhalten. Die Erkenntnisse lassen sich dabei in drei zentralen Aspekten zusammenfassen:

Spürbares Job-Life-Blending

Die wohl spürbarste Veränderung, die wir alle seit März des vergangenen Jahres erfahren haben, war die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben durch die vermehrte Anwesenheit im Homeoffice. Wie sich gezeigt hat, ein zweischneidiges Schwert. Viele berichten davon, dass sie die zusätzliche Zeit mit der Familie genießen und auf die vielen verlorenen Stunden Lebenszeit im Flugzeug oder in der Bahn auch in Zukunft verzichten können. Aus den Schilderungen hören wir aber auch deutlich heraus, dass es klare Regeln und eine gehörige Portion Selbstdisziplin bedarf, um jedem dieser zwei Bereiche die entsprechende Aufmerksamkeit zu geben. So berichten beispielsweise viele Führungskräfte von der Verführung, sich doch noch mal schnell an den Arbeitsrechner zu setzen, da die Hürden im Homeoffice äußerst gering sind.

Steigende Produktivität

Gleichzeitig beschreiben sowohl Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen unisono, dass die Produktivität in den letzten Wochen und Monaten im Homeoffice teils drastisch gestiegen ist. Ausbleibende Wegzeiten von einem Termin zum anderen, gänzlich wegfallende Reisen oder weniger Smalltalk in der Teeküche führen zu einer engmaschigen Termintaktung. Zudem fallen langatmige und oftmals nicht notwendige Meetings weg. Das Ganze hat jedoch seinen Preis: Beteiligte beschreiben vermehrt ein Gefühl des Ausgebranntseins, da die Abwechslung fehlt und die ständigen Videokonferenzen via Teams & Co. zu einer wahren Bildschirmmonotonie führen – und häufig in Müdigkeit oder Lustlosigkeit enden. Wir sehen daher bereits erste Unternehmen, die den mutigen Schritt zur 25-Stundenwoche bei vollem Lohn umsetzen, um das Wohl der Mitarbeiter:innen zu schützen. Und Erfolge sind bereits sichtbar: Viele Unternehmen berichten von einer höheren Team-Zufriedenheit und trotzdem gleichbleibender Produktivität.

Neue Chancen beim Recruiting

Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet für alle Beteiligten jedoch auch eine Vielzahl an klar positiven und vor allem spannenden, neuen Chancen. So haben Unternehmen durch das nun – gezwungenermaßen – vermehrt genutzte und mittlerweile vollkommen akzeptierte digitale Onboarding die Möglichkeit, überregional nach neuen Talenten Ausschau zu halten, um so die besten Mitarbeiter:innen für das Unternehmen gewinnen zu können. Modernes, digitales Recruiting macht damit an keiner Landesgrenze mehr Halt – das sogenannte „Nearshoring“ ist somit in immer mehr Wirtschaftszweigen auf dem Vormarsch. Aber auch für die Angestellten entstehen neue Vorteile, die nicht zuletzt auch die Verhandlungsposition gegenüber den Unternehmen stärken. So konnten früher Mitarbeiter:innen nur unter einer begrenzten Anzahl an ortsansässigen Unternehmen wählen. Durch die steigende Digitalisierung haben sie nun die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten einem deutlich größeren Portfolio an Unternehmen zur Verfügung zu stellen und somit attraktivere Jobs mit der stabilen Familienbasis zu kombinieren. Die Folge sind immer internationalere und diversere Teams, die auch den Unternehmen helfen, die Kreativität und Innovation im Unternehmen weiter zu fördern.

Arbeiten wir von nun an also alle nur noch digital? Wir konnten in den letzten Monaten die spannende Entwicklung beobachten, dass sich das starre, alte Arbeitskonzept bei einer Vielzahl unserer Kunden tatsächlich bereits verändert hat. Wir sehen momentan eine interessante, zukunftsweisende Transformation, die sich in viele Fällen letztendlich wohl bei einer hybriden Form des Arbeitens einpendeln wird. Die aktuelle Ausnahmesituation hat uns gewiss viele neue Türen geöffnet und (digitale) Möglichkeiten offenbart, die wir davor vielleicht nur zögerlich oder gar negativ betrachten haben. Doch die Pandemie hat uns auch gezeigt, wie wichtig und wertvoll der persönliche Kontakt ist – sowohl im Privat- als auch im Arbeitsleben. Es wird für die Unternehmen nun also darauf ankommen, ihr Angebot konsequent und stärker als zuvor an den Wünschen der (potentiellen) Mitarbeiter:innen auszurichten – denn davon werden letztendlich beide Seiten profitieren. Daher gehen auch wir mit guten Beispiel voran: Nach enger Rücksprache, zahlreichen Meetings und spannenden Brainstorming-Sessions mit unseren Mitarbeiter:innen werden wir zeitnah in eine gänzlich virtuelle Organisation wechseln, unsere Räumlichkeiten aufgeben und das Team in Zukunft durch regelmäßige Offside-Meetings in Form von Kreativworkshops und Teambuilding-Maßnahmen zusammenbringen. Dadurch entsprechen wir nicht nur dem Wunsch unserer Mitarbeiter:innen, sondern machen uns als Unternehmen in dieser neuen, digitalen Arbeitswelt gleichzeitig auch für junge Top-Führungskräfte interessant. Somit kombinieren wir die genannten Aspekte in der für uns idealen Art und Weise.

Über den Autor:

Tim Oldiges ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Headgate GmbH mit Sitz in Bad Vilbel. Der studierte Wirtschaftsingenieur war bereits als Berater und Business Development Manager in Deutschland und in den USA (Silicon Valley) aktiv. Nach verschiedenen Managementstationen in einem großen Logistikdienstleistungskonzern zeichnete er dort zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung für dessen Automobil- & Maschinenbaubereich, Marketing sowie Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Der Sprung in die Personalberatungsbranche erfolgte 2013, als Tim Oldiges als Geschäftsführer und Berater bei einer etablierten Personalberatung in Deutschland einstieg. Seit 2017 betreut er Mandanten im Namen der Headgate GmbH, die als Spin-off aus diesem Unternehmen hervorging. Headgate zählt zu den führenden deutschen Personalberatungen in den Bereichen Automotive, Bau, FMCG & Handel, Industrie und Logistik und wurde von der Wirtschaftwoche als eine der besten Personalberatungen 2020 ausgezeichnet. Zu den Kunden zählen insbesondere Top-Familienunternehmen aus Deutschland.

Weitere Informationen unter:
https://head-gate.de/