Wie die Digitalisierung auf den Bildungssektor Einfluss nimmt

Dies ist ein Gastbeitrag von Roland Kastner, Channel Development Manager bei PFU (EMEA) LIMITED

Im vergangenen Jahr mussten sich sowohl Lehrende als auch Lernende ohne Wahlmöglichkeit und in kürzester Zeit auf ein digitales Lernmodell einstellen, das nur mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen funktioniert. Und während dies als unerwünschte Herausforderung angesehen werden könnte, hat die globale Pandemie in Wirklichkeit als Beschleuniger für die digitale Transformation der Bildung gewirkt. Man könnte auch sagen, dass die digitale Transformation als Nebenprodukt der Abschwächung der Pandemieauswirkungen in diesem Jahr dazu beigetragen hat, die Kontinuität des Bildungswesens langfristig zu sichern.

Zwar ist der direkte Beitrag des Bildungswesen zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland eher gering, doch ist das Bildungswesen langfristig eine der wichtigsten Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung der Staaten. „Bildung stellt für den Wirtschaftsstandort Deutschland eine der wichtigsten aktuellen und zukünftigen Ressourcen dar. Ein hohes Bildungsniveau ist ein elementarer Baustein für zukünftiges und nachhaltiges Wachstum, einen hohen Beschäftigungsstandard, die Sicherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Deutschlands“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium.

Doch die globale Covid-19-Krise zeigt auf, dass es, gerade wenn es um die digitale Zukunft geht, durchaus Nachholbedarf im deutschen Bildungswesen gibt. Das betrifft einerseits die Inhalte. So zeigt der Informatik-Monitor 2021 der Gesellschaft für Informatik, dass nach wie vor viele Bundesländer das zentrale Thema Informatik nahezu stiefmütterlich behandeln. So ist beispielsweise der Informatikunterricht in der Sekundarstufe längst nicht in allen Bundesländern Pflicht. Dabei wäre ein tiefgreifendes Verständnis für IT von hoher Bedeutung.

Aber auch beim Ausbau der digitalen Ausstattung der Schulen muss einiges getan werden. Zwar wurden über den Digitalpakt den Schulen etwa fünf Milliarden Euro zur Investition in den Ausbau der digitalen Infrastruktur bewilligt, doch die Umsetzung erfolgt schleppend. Dabei ist gerade der Aufbau digitaler Kompetenzen, der nicht nur über das Elternhaus erfolgt, ein entscheidender Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit.

Berücksichtigt man dabei zudem, dass – nach Erhebung der Initiative D21 – die Nutzung des Internets bei Menschen mit höherer formaler Bildung 98 Prozent bei den Männern und 97 Prozent der Frauen erreicht, die gleichen Werten bei Menschen mit niedriger formaler Bildung jedoch nur 79 bzw. 61 Prozent, wird deutlich, dass dringend gegengesteuert werden muss. Dies betrifft sowohl die Bildung allgemein als auch spezielle Förderung von Frauen.

Der Einsatz digitaler Medien in der Schule wird auch als solide Grundlage für das spätere Erlernen digitaler Schlüsselkompetenzen angesehen. Wenn Kinder von klein auf mit der digitalen Welt vertraut sind, besteht die Hoffnung, dass sie mit zunehmender Bildung auch einen Beitrag dazu leisten, die wachsende IT-Fachkräftelücke in Deutschland zu schließen.

Sowohl der Einsatz digitaler Lernmittel als auch der richtige Umgang mit ihnen und entsprechendes Hintergrundwissen sind somit wichtige Faktoren, im globalen Wettbewerb. Nach Angaben des Fujitsu Organisational Intelligence Research Report 2020 sehen immer noch 27 Prozent der Unternehmen mangelnde Kenntnisse als einen großen Hemmschuh bei der digitalen Transformation. Entsprechend muss die Verbesserung des digitalen Lernens und die Vermittlung der Lerninhalte für jede Bildungseinrichtung ein wichtiger Antrieb sein.

Durch die digitale Transformation ist es möglich, sowohl die Verwaltungsprozesse zu verbessern als auch das Lernen zu optimieren. Um Barrieren für die Digitalisierung zu überwinden, ist jedoch auch die Schulung von Pädagogen erforderlich, und diese muss oft von Dritten kommen. In der Geschäftswelt wenden sich 80 Prozent der Unternehmen an externe Experten, um ihre Teams zu schulen und sie bei der digitalen Transformation zu unterstützen; warum sollten Pädagogen das nicht auch tun?

Roland Kastner schreibt über die Möglichkeiten der Digitalisierung im Bildungssektor.

An dieser Stelle ist ein schrittweises Vorgehen sinnvoll. Dafür sollten die Verantwortlichen in den Kultusministerien und den Schulen passende Experten identifizieren, die die Pädagogen unterstützen können. Diese Experten sollten dabei sowohl Schulungen anbieten als auch Wissen und unschätzbare Erfahrungen weitergeben können.

Vielfach haben sie den Prozess schon mehrfach durchlaufen und werden daher die richtigen Fragen stellen, um die aktuelle Situation vollständig zu bewerten und sicherzustellen, dass entscheidende Phasen des Prozesses nicht übersehen werden.

Umgekehrt sollten die Schulen und Ministerien aber der Versuchung widerstehen, nur um die Öffentlichkeit, Eltern und gegebenenfalls Vorgesetzte zu beruhigen, unkoordiniert sofort mit der Implementierung komplexer Technologie zu beginnen. Besser ist es, mit einfachen Investitionen zu beginnen, um auf deren Basis eine schnelle, solide Dynamik zu schaffen.

So könnte die Bild- und Informationserfassung mit einem Dokumentenscanner für viele Schulen ein logischer erster Schritt auf dem Weg zur digitalen Transformation sein. Es reduziert Papierprozesse, was dazu beiträgt, das Schulsystem schlanker, agiler und produktiver zu machen, da die Nutzung von Datenprozessen ein effizienterer Weg ist, um den Zugang zu Arbeit und Ressourcen zu ermöglichen. Die Umwandlung von physischen Informationen in digitale Daten ist auch ein sicherer Weg, um sensible Schülerdaten zu speichern. Darüber hinaus können die Betriebsdaten, die eine Schule im Laufe der Zeit sammelt, den effektiven Einsatz von noch fortschrittlicheren IT- und Analyselösungen in zukünftigen Phasen ihrer digitalen Transformation ermöglichen.

Obwohl die Lernkurve im Jahr 2020 steil ist, bedeuten die langfristigen Vorteile der digitalen Transformation, dass die Tatsache, dass der Transformationsprozess im Bildungswesen begonnen hat, trotz aller Herausforderungen positiv ist. Es ist wichtig, dass der Bildungssektor nicht zu weit hinter der Geschäftswelt zurückbleibt, denn die Führungskräfte von morgen sind die Schüler von heute.

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