Ein Interview mit Wybo Wijnbergen, General Manager Northern Europe bei WeWork

  

Herr Wijnbergen, was sind für Sie die Top-Themen in der Arbeitswelt und warum?
Erstens glaube ich, dass Flexibilität noch wichtiger wird: Dank der zunehmenden Agilität, die wir durch technologischen Fortschritt genießen, sind wir heute globaler orientiert und stärker über große Distanzen vernetzt. Gleichzeitig schränkt diese rasante Weiterentwicklung aber auch unsere Planungssicherheit ein – laut einer Studie von Dell Technologies sind 85% der Jobs, die 2030 existieren werden, heute noch gar nicht erfunden.

Und Untersuchungen von PWC geben an, dass ein Großteil der Führungskräfte keine klare Prognose über die Entwicklung ihrer Personalkosten in den nächsten drei Jahren abgeben kann. Daher gilt es: Wenn Unternehmen – auch als Arbeitgeber – wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie sich darauf einstellen, agil und flexibel auf die Bedürfnisse des Marktes eingehen zu können.

Dazu kommt ein klarer Wandel in der Einstellung der Arbeitnehmer. Die heranwachsende Generation Arbeitskräfte hat neue Bedürfnisse und Ansprüche an ihren Arbeitgeber und das Arbeitsumfeld. Sie streben nach sinnhafter Arbeit und einer Unternehmenskultur, die ein Gleichgewicht schafft zwischen Innovationskraft, Karriereentwicklung und sozial verantwortlichem Handeln. Das alles in einem Umfeld, das Integration und Vielfalt groß schreibt.

Den Arbeitsplatz als reine Arbeitsfläche zu betrachten, greift mittlerweile also viel zu kurz. Um sich als Arbeitgeber aus der Masse abzuheben und eben auch diese jungen Talente vor dem Hintergrund der neuen vielfältigen Möglichkeiten anzulocken, versuchen Unternehmen mehr und mehr eine Kultur zu schaffen, die es erlaubt, professionelle, persönliche und soziale Bedürfnisse geschickt miteinander in Einklang zu bringen.

Wie wirken sich diese Themen auf Ihre Arbeit aus?
Obwohl die klassischen WeWork Spaces weltweit im Kern gleich sind, bemühen wir uns, lokale Besonderheiten, etwa hinsichtlich Arbeitsweisen, Präferenzen oder Lokal-Kultur zu integrieren. Dafür greifen wir einerseits auf Beobachtungen unseres Community Teams zurück, die ja täglich mit unseren Mitgliedern in Austausch stehen. Zusätzlich schauen wir uns aggregierte Nutzungsdaten unserer Standorte an – werden bestimmte Services, Events oder Bereiche bei uns besonders häufig in Anspruch genommen, andere jedoch gar nicht?

So ergibt es sich etwa, dass wir in den Niederlanden unsere Flächen für gemeinsame Mittagessen vergrößern, dass wir in Tokio im Boden eingelassene Sitzecken haben und in Deutschland zunehmend große Meeting-Räume bauen. Unsere Design- und Architektenteams sind im ständigen Austausch mit den Membern der einzelnen Standorte um Feedback einzuholen und Verbesserungsvorschläge umzusetzen.

Auch hinsichtlich sozialem Handeln hören wir unseren Teams genau zu, sodass wir nicht nur globale Ziele setzen – etwas bis 2023 klimaneutral zu agieren – sondern unseren Teams auch Budget und Ressourcen zur Verfügung stellen, um sich für lokale Initiativen einzusetzen, die ihnen am Herzen liegen. In Amsterdam haben wir so schon gemeinsam mit Mitgliedern die Kanäle gesäubert, in Berlin bei der Tafel ausgeholfen und für Schulkinder in Frankfurt Weihnachtsgeschenke gesammelt.

Was raten Sie großen Unternehmen, die „mit kleinen Zellen“ von Mitarbeitern als „In-house-Start-ups“ durchstarten wollen? Ist eine räumliche Trennung wichtig?
Hierfür gibt es keine One-fits-all Lösung, zumal die Innovationskraft eines Unternehmens vor allem von seiner Kultur beeinflusst wird. Dennoch sehen wir, dass das richtige Umfeld die Kreativität und Produktivität ankurbeln kann – ein Drittel unserer Mitglieder hat jüngst in einer Umfrage angegeben, von anderen Mitgliedern bereits Anregungen zur Verbesserung des eigenen Geschäfts erhalten zu haben und 81 Prozent loben, dass sich ihre Produktivität seit ihrem Beitritt zu WeWork verbessert hat.

Räumliche Trennung ist dabei kein Muss – es sollte jedoch den richtigen Ort für jede Energie, die ein Team benötigt, vorhanden sein. Von intimen Lounge-Räumen für vertrauliche Gespräche über luftige Konferenzräume mit großen Brainstorming Wänden bis hin zu inspirierenden Common Areas, in denen Musik gespielt wird, die Kaffeemaschine brummt und ein reger Austausch herrscht.

Wybo Wijnbergen: „Getreu unserem Motto “Make a life, not just a living” tragen wir dazu bei, eine Welt zu erschaffen, in der es um Lebenswerke und nicht nur um den reinen Lebensunterhalt geht.“

Wie wird sich Co-Working weiterentwickeln?
Wir sehen einen interessanten Wandel in unserer Mitglieder-Typologie, da immer mehr Unternehmen den Zusammenhang zwischen Arbeitsumgebung und dem Engagement von Mitarbeitern verstehen und für sich einsetzen wollen. Großunternehmen mit weltweit über 1.000 Mitarbeitern sind daher unser am schnellsten wachsendes Mitgliedersegment – sie machen bereits 32% unserer Mitglieder aus.

Diese Unternehmen bringen oft besondere Anforderungen mit, einige wünschen exklusive Flure, Etagen oder sogar Gebäude für ihre Teams, eigene Möbel, IT-Backend, etc. – deshalb entwickeln wir unser WeWork Produkt immer weiter und bieten immer mehr neue Geschäftslinien an, die es Unternehmen ermöglichen, ein maßgeschneidertes Level an Community, Services und Flexibilität auszuwählen, etwa durch unsere Produktlinien Powered by We oder headquarters by WeWork.

Wir wollen durch unser Angebot außerdem Lösungen auf den zunehmenden urbanen Platzmangel geben. Bald werden mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Das erfordert neue Ansätze bei der Planung von Raum für Wohnen, Arbeiten, Handel und Unterhaltung. Wir glauben, dass Städte in Zukunft vor allem von multifunktionaler Nutzung von Gebäuden profitieren werden. Ein gutes Beispiel dafür ist eines unser Gebäude in New York, das mit WeWork, WeLive und Rise by We unter einem Dach die Themenfelder Arbeit, Leben und Wohlbefinden vereint – und das alles in einer gleichgesinnten Gemeinschaft.

Die Zukunft von WeWork in drei Sätzen?
Getreu unserem Motto “Make a life, not just a living” tragen wir dazu bei, eine Welt zu erschaffen, in der es um Lebenswerke und nicht nur um den reinen Lebensunterhalt geht. Bezogen auf die Auffassung von Arbeit und wie Arbeit zu sein hat, hat ein gesellschaftliches Umdenken stattgefunden – eine Bewegung hin zu mehr Sinnhaftigkeit. WeWork beschleunigt und fördert auch weiterhin diese Bewegung.

Coworking- und Büroräume:
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WeWork