Warum Bluechips nachhaltiger sind als ihre kleineren Pendants

Daniel Feix, Geschäftsführer und Head of Portfolio Management bei I-AM Impact Asset Management GmbH führt aus, warum nachhaltig orientierte Investoren große Unternehmen vorziehen (sollten).

Die Krisen der vergangenen Jahre haben ihre Spuren bei vielen Menschen hinterlassen. So haben die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg und die daraus folgenden Entwicklungen wie beispielsweise eine hohe Inflation die Sorgen der Menschen verstärkt. Eine regelmäßig erhobene Umfrage in 28 Ländern durch das Meinungsforschungsunternehmen Ipsos offenbart die größten Ängste. So wurden in der Umfrage von August 2022 die Inflation mit durchschnittlich 39 Prozent als wichtigster Faktor genannt, gefolgt von Armut und sozialer Ungleichheit mit einem Anteil von 31 Prozent und Arbeitslosigkeit mit 27 Prozent. Auch der Klimawandel findet sich mit 17 Prozent auf den vorderen Rängen. Vor allem in Westeuropa hat die Sorge vor dem Klimawandel durch den Hitzesommer 2022 stark zugenommen.

Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg haben die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft, aber auch den großen Rückstand bei der nachhaltigen Energiewende schonungslos offengelegt. Gleichzeitig kam es zu einem kurzfristigen Rückschlag bei der Dekarbonisierung der Energieerzeugung. Intensiv wird darüber diskutiert, längst tot geglaubte Energieformen wie Atomkraft und Kohleabbau wiederzubeleben. Dieser Rückschritt in der nachhaltigen Ausrichtung der Wirtschaft kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Produktion mittel- und langfristig auf saubere Energien umgestellt werden muss, um nicht weiter am Tropf autokratischer Regierungen zu hängen und künftigen Generationen eine Hypothek von Umweltschäden aufzubürden.

„Gemäß des Sorgen-Barometers von Ipsos fürchten sich unter anderem die Menschen weltweit vor den Folgen des Klimawandels. Jedoch beschäftigen aktuell die Auswirkungen der hohen Inflation und die Sorge vor Armut die Menschen noch stärker. ESG-Fonds sollten also nicht nur möglichst nachhaltig sein, sondern auch eine auskömmliche Rendite generieren“, führt Daniel Feix aus.

Die Entschlossenheit in der Gesellschaft, die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten, manifestiert sich wiederum in der Geldanlage. So verzeichnen nachhaltige Fonds vor allem in Europa eine hohe Nachfrage. Laut Morningstar nahmen bei europäischen Fonds die Nettomittelzuflüsse im zweiten Quartal 2022 um knapp 31 Mrd. USD zu. Damit lagen die Nettomittelzuflüsse zwar 57 Prozent unter dem Wert aus dem Vorquartal, aber konnten trotz eines schwierigen Marktumfelds noch ein zweistelliges Plus verbuchen. Auf Jahressicht stiegen laut dem Forum für nachhaltige Geldanlagen die nachhaltig angelegten Fondsvolumen auf neue Rekordwerte. In Deutschland nahmen nachhaltige Geldanlagen um 50 Prozent auf 501,4 Mrd. Euro zu. Besonders das Anlagevolumen privater Anleger in entsprechende Produkte stieg stark an und verdreifachte sich auf 131,2 Mrd. Euro. In Österreich zeigt sich das gleiche Bild. Hier nahmen nachhaltige Geldanlagen um 62 Prozent auf insgesamt 63 Mrd. Euro zu. Dieser Rekordwert geht ebenso vor allem auf Privatanleger zurück, die ihr Investitionsvolumen in ESG-Produkte 2021 um 164 Prozent gesteigert haben.

Gemäß des Sorgen-Barometers von Ipsos fürchten sich unter anderem die Menschen weltweit vor den Folgen des Klimawandels. Jedoch beschäftigen aktuell die Auswirkungen der hohen Inflation und die Sorge vor Armut die Menschen noch stärker. ESG-Fonds sollten also nicht nur möglichst nachhaltig sein, sondern auch eine auskömmliche Rendite generieren.

Ein hohes Maß an finanzieller Stabilität und Nachhaltigkeit können Anleger vor allem bei Emittenten von Blue Chip-Aktien vorfinden. Bei Blue Chips handelt es sich um umsatzstarke Aktien großer, internationaler Unternehmen mit einem hohen Börsenwert. Letztere verfügen im Gegensatz zu kleineren Unternehmen oftmals über ein etabliertes Geschäftsmodell, das stabiles Ertragswachstum generiert und eine hohe Profitabilität aufweist. Außerdem sind diese Unternehmen typischerweise durch ein hohes Eigenkapital und eine solide Bonität gekennzeichnet. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten gelten diese eher als Fels in der Brandung.


Die Entschlossenheit in der Gesellschaft, die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten, manifestiert sich wiederum in der Geldanlage.

Daniel Feix

Nachhaltigkeit als zentrales Element der Unternehmensstrategie

Selbst dem rückständigsten Unternehmen sollte durch die gegenwärtige Energiekrise klar geworden sein, dass eine nachhaltig orientierte Geschäftspolitik einen strategischen Wettbewerbsvorteil nicht nur in langfristiger, sondern auch in kurzfristiger Hinsicht darstellt. Nicht nur Investoren bewerten die Risiken bei nachhaltig aufgestellten Unternehmen niedriger. Auch Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter können sich angesichts der akut hohen Energiepreise und des Materialmangels sicherer wägen, wenn ein Unternehmen ressourcenschonend und in der Produktion auf erneuerbare Energie setzt. Denn nur so können die Kosten für das Unternehmen im Zaum gehalten, die Profitabilität gesteigert und Verträge eingehalten werden. Die stringente Umsetzung einer ESG-Strategie erfordert jedoch nicht nur finanzielle Investitionen und Anstrengungen im ökologischen Bereich, sondern auch die Forcierung sozialer und Governance-bezogener Kriterien. Zum Beispiel haben verschiedene Studien belegt, dass je höher die Diversität in einem Unternehmen ausgeprägt ist, desto stärker dessen Profitabilität ist. Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen umgesetzt hat, zeigt, dass es in langfristigen Zeiträumen denkt, dynamisch ist und eine positive Einstellung gegenüber Innovation einnimmt. Dies macht es in kritischen Zeiten und konkreten Krisen dank Flexibilität und Anpassungsfähigkeit resilienter.

Große Unternehmen verfügen über ausreichend finanzielle Polster und Stabilität, um Nachhaltigkeit als eigenständige Säule der Unternehmensstrategie zu etablieren und ESG-Maßnahmen umsetzen zu können. Sei es die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien, die Etablierung nachhaltiger Mobilität, die Förderung von Diversität in Führungspositionen oder die Bekämpfung von Korruption: Es bedarf vielseitiger Anstrengungen und finanzieller Stärke, um ein Unternehmen umfassend nachhaltig aufzustellen. Laut einer Umfrage der Managementberatung Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut von 2022 messen vor allem Konzerne, im Gegensatz zu kleineren Unternehmen, allen drei Nachhaltigkeitsbereichen (E, S und G) die gleiche Bedeutung bei. In der Praxis werden jedoch über alle Unternehmen hinweg bisher vorwiegend Investitionen im Bereich der Ökologie getätigt. Laut der Umfrage spüren vor allem börsennotierte Großunternehmen den Druck vonseiten des Kapitalmarkts, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken und entsprechend zu implementieren, da diese immer mehr zum entscheidenden Anlagekriterium wird.

Nachhaltigkeit ist für börsennotierte Großunternehmen von einem Nice-to-have- zu einem Must-have-Kriterium geworden. Dabei können Großunternehmen für kleinere Unternehmen eine Leuchtturmfunktion einnehmen. Eine Studie der Unternehmensberatung Staufen von 2022 offenbart beispielsweise, dass lediglich 26 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt haben. Ganz im Gegensatz zu den Unternehmen aus der DAX-Familie: 76 Prozent der im Auftrag des Deutschen Aktieninstituts befragten Entscheider aus diesen Unternehmen gaben an, im Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert zu haben, die bereits praktisch umgesetzt wird.

Bei Blue Chips im Speziellen erweist sich das starke Engagement institutioneller Investoren als Treiber für Nachhaltigkeit. Letztere können durch ihre hohen Besitzanteile gezielt Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen. Die „European Asset Allocation Insights“-Studie von Mercer offenbart, dass institutionelle Investoren zunehmend Wert auf eine kohlenstoffarme oder klimabezogene Asset Allocation legen. Auch soziale Aspekte rücken stärker in den Fokus. Eine Studie der Boston Consulting Group zum Engagement aktivistischer Investoren zeigt auf, dass ESG zunehmend eine Rolle bei diesen spielt. Aktivistische ESG-Kampagnen werden längst nicht mehr nur von Hedgefonds betrieben, sondern auch von bisher eher passiven Akteuren wie Asset Managern oder Pensionsfonds, die sich Net-Zero-Asset-Manager-Allianzen verschrieben haben.

Blue Chips sind transparenter

Große Unternehmen und Konzerne, die im Durchschnitt mehr als 500 Mitarbeiter aufweisen und kapitalmarktorientiert sind, wurden schon 2017 durch die CSR-Richtlinie der Europäischen Union dazu verpflichtet, zu nichtfinanziellen Themen zu berichten. Dabei müssen Informationen zu Umwelt, Mitarbeiter, Soziales, Menschenrechte, Anti-Korruption/Bestechung sowie unter bestimmten Voraussetzungen zur Diversität geliefert werden. Durch diesen gesetzlichen Rahmen haben große börsennotierte Unternehmen und Konzerne einen zusätzlichen Anreiz bekommen, ESG zentral in der Geschäftsstrategie zu etablieren. Es wurden eigenständige ESG-Abteilungen aufgebaut, die die nachhaltige Transformation strategisch begleiten und Informationen zu den umgesetzten ESG-Maßnahmen sammeln. Diese Informationen werden wiederum von ESG-Ratingagenturen benötigt, um Unternehmen systematisch nach ihrer Nachhaltigkeit bewerten und mit anderen Unternehmen vergleichen zu können.

Eine hohe Datentransparenz hilft wiederum dabei, Greenwashing vorzubeugen. Denn für nachhaltig orientierte Investoren ist es entscheidend, ob ein Unternehmen nur eine grüne Fassade zur Imagepflege und Marketingzwecken aufrechterhält oder Nachhaltigkeit ernsthaft in ihrer Unternehmensstrategie etabliert hat. Hierbei kann ein aktiver Asset Management-Ansatz eine weitere Absicherung bieten. Denn neben den vom Unternehmen bereitgestellten Informationen nutzt ein Fondsmanager den direkten Kontakt zum Unternehmen, um sich ein eigenes Bild von der gelebten Nachhaltigkeit im Unternehmen zu machen.

Ein nachhaltiger, aktiv gemanagter Fonds, der zusätzlich auf die hohe Qualität von Blue Chips setzt, ist der I-AM GreenStars Opportunities (ISIN R-Tranche: AT0000A2GU35) von Impact Asset Management. Dieser Mischfonds investiert in nachhaltige Aktien und Anleihen von Weltklasse-Unternehmen, die eine hohe Profitabilität, ein stabiles Ertragswachstum und eine niedrige Verschuldung aufweisen. Auch in weniger günstigen Wirtschafts- und Zinszyklen sind die Blue Chip-Unternehmen in der Lage, sich flexibel an die jeweilige Marktsituation anzupassen. Neben Ausschlüssen und Best-in-Class-Kriterien setzt das Fondsmanagement auf aktives Engagement und Stimmrechtsausübung. Diese stringente ESG-Anlagestrategie drückt sich in hohen ESG-Ratings aus: neben der höchsten Bewertung von fünf Globen durch Morningstar weist der I-AM GreenStars Opportunities weitere Top-Ratings durch die Nachhaltigkeits-Research-Anbieter MSCI ESG (AAA) und ISS ESG (5 Sterne) auf.

Weltklasse in allen Belangen

Blue Chip-Unternehmen sind nicht nur Weltklasse bei ihrem Produktportfolio und ihrem Geschäftsmodell, sondern auch in puncto Nachhaltigkeit. Ihre etablierte Marktstellung führt zu einer ausgezeichneten finanziellen Lage. Diese ermöglicht wiederum Investitionen in eine umfassende nachhaltige Transformation des Unternehmens. Neben der Regulierung erweist sich auch der Druck von Investoren, Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern zunehmend als Treiber für mehr Nachhaltigkeit. Denn Nachhaltigkeit wird immer mehr als selbstverständlich erachtet. Hier haben sich Blue Chips als Vorreiter etabliert.