PowerLinux – eine starke Basis für unternehmenskritische Anwendungen

Autor: Stephan Boldt*

Die IBM Power Platform ist vielen ausgewiesenen IT-Fachleuten bis heute suspekt, obwohl sie in puncto Performance, beispielsweise in Bezug auf die Anzahl der CPUs, der Leistung je Core oder Durchsatz, wie auch in Sachen Stabilität, unter anderem durch Deaktivierung und Austausch defekter Komponenten im laufenden Betrieb, den meisten x86-Servern weit überlegen ist. „RS/6000“ oder „AS/400“ waren in den 1990ern Bezeichnungen für Systeme, die fern ab waren von den üblichen Servern von der Stange. Darauf liefen ausschließlich die proprietären Betriebssysteme AIX und IBM i (früher „OS/400“). Auch die Fähigkeit des parallelen Betriebs mehrerer Betriebssysteminstanzen in sogenannten Logical Partitions (LPARs) kannte man sonst nur aus der Welt der Großrechner. Obendrein wurde eine „Hardware Management Console“ (HMC) benötigt, um diese kompliziert wirkenden Maschinen mittels Weboberfläche konfigurieren und die LPARs überhaupt starten zu können.

Stephan Boldt: „Beim Umstieg auf PowerLinux spielen auch erheblich geringere Lizenzkosten eine wichtige Rolle.“

Heute sind virtuelle Maschinen längst auch in der x86-Welt angekommen und es ist selbstverständlich, dass diese zum Beispiel über das VMware vCenter oder den Red Hat Virtualization Manager (RHV-M) konfiguriert und gesteuert werden. Aber nicht nur diesbezüglich sind sich die beiden Welten immer ähnlicher geworden: Schon vor gut 20 Jahren hat Linux Einzug in die Power-Welt gehalten. Große Anbieter von Standardsoftware haben die Vorteile dieser herausragenden Kombination seit Langem erkannt und ihre Software entsprechend portiert: eine äußerst zuverlässige sowie leistungsfähige, in Teilen der Mainframe-Technologie entsprungene Hardware auf der einen Seite und ein quelloffenes, hochgradig anpassbares Betriebssystem auf der anderen. So gibt es für die Power-Plattform seit vielen Jahre die Software aus dem Hause SAP nicht mehr nur für AIX, sondern parallel auch in einer Version für PowerLinux. Als im Jahre 2010 SAP HANA erschien ging der Hersteller sogar noch einen Schritt weiter: Die SAP HANA DB erschien ausschließlich für Linux – AIX blieb außen vor. Eine enge Zusammenarbeit von SAP mit Red Hat und SUSE ermöglichte es, die Linux-Distributionen ideal auf die Bedürfnisse der neuartigen Datenbank anzupassen und so ein Maximum an Leistungsfähigkeit und Stabilität zu erreichen.

Aber auch andere unternehmenskritische Applikationen sind auf Linux on Power bestens aufgehoben. So lassen sich durch eine Migration von x86 auf PowerLinux oftmals Lizenzkosten in nicht unerheblichem Maße einsparen, da die Leistung je Power-Core meist deutlich über der der x86-Konkurrenz liegt. So werden oftmals nicht nur weniger Cores benötigt, es müssen auch entsprechend weniger Lizenzen für die eingesetzte Software erworben werden. Dadurch können beispielsweise bei Datenbanksystemen diese Lizenzkosten-Einsparungen schnell die Mehrkosten eines Power-Servers aufwiegen oder gar übersteigen. Da die früher für den Betrieb von Software auf IBM-Power-Systemen benötigten AIX oder IBM i Skills dank Linux on Power nicht mehr benötigt werden, bewegen sich die in der Regel bereits vorhandenen Linux-Administratoren auf weitestgehend gewohntem Terrain.

Der Wunsch nach Vereinheitlichung der Betriebssystem-Landschaft kann darüber hinaus ein weiterer Grund für eine Migration auf PowerLinux sein. Viele Unternehmen haben für die unternehmenskritischen Anwendungen eine Mischung aus Power und x86-Servern im Einsatz, wobei die Produktivumgebung unter AIX auf Power läuft, während die Entwicklungs- und Test-Systeme unter Linux auf x86-Servern betrieben werden. Die AIX-LPARs stammen dabei oft noch aus Zeiten, bevor Linux on Power verfügbar war. Dadurch ergibt sich jedoch eine signifikante Abweichung zwischen den Non-Prod- und Prod-Umgebungen. Die Übertragung von in der Testumgebung validierten Anpassungen in die Produktionsumgebung birgt daher in solchen Fällen immer das Risiko, dass sich die Änderungen unter AIX anders verhalten als unter Linux. Werden nun die AIX-Systeme auf PowerLinux migriert, erhalten die Unternehmen die Möglichkeit, die Software-Stände bis hin zur Kernelversion überall gleich zu halten. Darüber hinaus ist ein Staging der Pakete möglich: Bevor OS-Updates auf die Produktionsumgebung ausgerollt werden, können sie zuvor ausgiebig getestet und dadurch die Risiken minimiert werden.

Fazit:

Die IBM Power Platform hat sich seit über 30 Jahren für unternehmenskritische Anwendungen bewährt. Durch höhere Leistung je Core können verglichen mit x86-Servern oftmals die Lizenzkosten spürbar reduziert werden. Darüber hinaus können durch den Einsatz von Linux on Power plattformübergreifende Validierungen von Software-Anpassungen durchgeführt und einheitliche Linux-Versionsstände sichergestellt werden. PowerLinux ermöglicht es Unternehmen, die genannten Vorteile der IBM Power Platform nutzen zu können, ohne auf proprietäre Betriebssysteme wie AIX oder IBM i angewiesen zu sein und Kompetenzen in diesen Bereichen aufbauen oder zukaufen zu müssen.

Weitere Informationen: https://www.dualutions.de

* Der Autor Stephan Boldt (Dipl. Wirt.-Inf. (FH)) ist Technical Development Manager Linux und Senior Consultant AIX / Linux / IBM Spectrum Protect / SAN bei dualutions