Die Freiheit zu arbeiten, wo und wann man möchte – egal ob am Strand, im Hotel oder Café – steigert die Produktivität der Mitarbeiter. Der digitale Arbeitsplatz stellt jedoch auch alle Beteiligten vor Herausforderungen. Günter Junk, CEO bei Virtual Solution, im Interview über die Probleme und zukunftweisende Lösungen.

Der Digital Workplace erlaubt das Arbeiten überall und jederzeit, birgt aber auch die Gefahr der ständigen Erreichbarkeit.
Herr Junk worauf sollten Unternehmer und Ihre Mitarbeiter im Hinblick auf die Work-Life-Balance achten?

Das ist eine Frage der Unternehmenskultur und wie sie gelebt wird. Wenn der Chef beispielsweise häufig außerhalb der Arbeitszeiten E-Mails verschickt und eine zeitnahe Antwort erwartet, sind die Mitarbeiter natürlich dazu genötigt, ständig erreichbar zu sein. Stattdessen sollten sie lieber nach eigenem Ermessen entscheiden, ob und wann sie außerhalb der Arbeitszeiten verfügbar sind. So ist jeder selbst in der Pflicht, für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben zu sorgen. Gleichzeitig sollten Vorgesetzte ihre Mitarbeiter beispielsweise durch den Einsatz von Urlaubsvertretungen dabei unterstützen, die Erholungsphasen ohne Arbeit zu nutzen.

Welche technischen Möglichkeiten bieten sich an?

Für Mitarbeiter ist es oft wichtig, dass sie für die Arbeit ihr eigenes Smartphone nutzen können oder das dienstliche Gerät auch privat nutzen dürfen. Hier müssen Unternehmen besonders darauf achten, dass private und berufliche Daten voneinander getrennt sind, und private Apps nicht auf Unternehmensdaten zugreifen können. Als technische Möglichkeit bietet sich hier vor allem der Container-Ansatz an. Die Unternehmensdaten sind in dem Container verschlüsselt und strikt vom privaten Bereich des Gerätes getrennt. Der Nutzer wird dabei geführt und kann sich nicht fehlverhalten. Außerhalb des Containers kann er das Gerät privat nutzen und zum Beispiel auch WhatsApp für private Zwecke installieren. Die Apps im privaten Bereich des mobilen Endgeräts haben keinen Zugriff auf den Container und die darin befindlichen Dateien. Das gibt sowohl dem Unternehmen als auch dem Mitarbeiter höchstmögliche Flexibilität, seine Arbeitsweise zu gestalten ohne die Sicherheit außer Acht zu lassen.

Wie setzt Virtual Solution seine eigene Lösung ein? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Wir überlassen jedem selbst, ob er sein eigenes Smartphone oder Tablet nutzen oder lieber eines von der Firma gestellt bekommen möchte. Diese Flexibilität kommt gut an, da jeder Mitarbeiter so auf dem von ihm präferierten Gerät arbeiten kann – und sich beispielsweise nicht an ein neues Betriebssystem gewöhnen muss. Beide Varianten werden durch unsere Lösung SecurePIM unterstützt. Zudem bietet die Anwendung einen gewissen Gestaltungsspielraum für die Mitarbeiter: Sie können zum Beispiel individuell festlegen, ob sie Push-Nachrichten beim Eingang einer neuen E-Mail erhalten möchten. Gerade im Urlaub schalten viele die Nachrichten ab. Um zu arbeiten, müssen sie sich dann aktiv in den Container einloggen.

Da SecurePIM ohne MDM-System auskommt, kann es auch kurzfristig auf einem privaten Endgerät installiert werden. So können Mitarbeiter spontan für ein paar Tage im Home Office oder sogar auf Mallorca arbeiten ohne einen Laptop mit zu nehmen. Wird das Gerät nicht mehr benötigt, kann der Container von der IT wieder entfernt werden.

Ein mobiles Endgerät muss anders abgesichert werden, als ein stationärer PC. Damit Daten nicht korrumpiert oder abgefangen werden, sind aber vor allem für das Arbeiten auf Smartphones und Tablets umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen essenziell. Sind diese jedoch zu kompliziert, wird der Nutzer sie umgehen.

Günter Junk ist seit Oktober 2016 Chief Executive Officer (CEO) der Virtual Solution AG. Seine berufliche Laufbahn begann er beim US-Konzern Hewlett-Packard. Danach war er bei Cisco Systems und dem Sicherheitsspezialisten Sophos Security Group tätig.

In Ihrem Produktportfolio nimmt das Thema Sicherheit und Verschlüsselung eine zentrale Rolle ein. Warum?

Ein mobiles Endgerät muss anders abgesichert werden, als ein stationärer PC. Damit Daten nicht korrumpiert oder abgefangen werden, sind aber vor allem für das Arbeiten auf Smartphones und Tablets umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen essenziell. Sind diese jedoch zu kompliziert, wird der Nutzer sie umgehen. Deshalb achten wir bei der Entwicklung und Verbesserung unserer Lösung darauf, dass weder die Sicherheit noch die benutzerfreundliche Handhabung zu kurz kommt. So ist sichergestellt, dass der Mitarbeiter durch die Mechanismen, die im Hintergrund ablaufen, nicht in seinem Arbeitsablauf eingeschränkt wird. Gleichzeitig führt ihn SecurePIM, so dass er nicht aus Versehen gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen kann. Dazu werden beispielsweise die Daten im Container und bei der Übertragung automatisch verschlüsselt. Unternehmen können so ihren Mitarbeitern ein flexibles Arbeitsmodell erlauben, ohne sich Gedanken um den Verbleib und die Sicherheit der Unternehmensdaten zu machen.

Wir erleben im Hinblick auf den Digital Workplace eine starke Konvergenz verschiedenster Themen: Sicherheit, Mobilität und der Arbeitsplatz als virtueller Assistent (durch RPA und KI) sind hierbei sicherlich die stärksten Treiber. Wie erleben Sie diese Trends? Welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie für die kommenden Monate?

Mittlerweile haben die digitalen Sprachassistenten den Weg in tausende Haushalte gefunden, im geschäftlichen Umfeld sind sie allerdings noch mit Vorsicht zu genießen. Zwar bieten einige Hersteller bereits Business-Versionen ihrer Assistenten an, mit Blick auf die DSGVO sind allerdings auch diese bedenklich. Unternehmen müssen garantieren können, dass die Sprachassistenten keinen Zugriff auf personenbezogene Daten haben beziehungsweise, dass auch keine entsprechenden Informationen zum Beispiel zu Cloudanbietern außerhalb der EU übertragen werden. Es braucht also zunächst eine DSGVO-konforme Lösung bevor Sprachassistenten in den Arbeitsalltag vollumfassend einziehen.

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