Low-Code-Plattformen: Schneller und agiler ans Ziel

Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Karsten Noack, Geschäftsführer und CTO der Scopeland Technology GmbH, über die effektive und agile Entwicklung maßgeschneiderter IT-Lösungen.

Herr Noack, welche Vorteile bieten heute Low-Code-Entwicklungsplattformen?

Mit Low-Code lassen sich Software-Anwendungen deutlich schneller und effektiver realisieren, als mit herkömmlichen Entwicklungsumgebungen. Die entstehende Software ist flexibel hinsichtlich Änderungen aller Art und auf allen Ebenen. Dies führt zu kürzeren Projektlaufzeiten, einer Reduzierung der Kosten, besserer Softwarequalität und agilen Entwicklungsprozessen. Wir bezeichnen Low-Code gerne als ‚Motor der Digitalisierung‘, denn nie war der Bedarf an digitalen Prozessen so hoch wie jetzt, und Low-Code stellt die optimale Lösung dar. Low-Code-Anwendungen sind aber keinesfalls Anwendungen von der Stange, sondern viel mehr individuell zugeschnittene Programme genau mit den Funktionen, die der End-Anwender wirklich braucht. Maßgeschneiderte, effektiv entwickelte Software-Anwendungen bilden damit das Gerüst der digitalen Transformation.

Zudem ist es viel einfacher möglich, Nicht-Informatiker zu professionellen Softwareentwicklern zu machen, und das selbst dann, wenn diese über keine oder nur geringe Programmierkenntnisse verfügen.


„Für uns stehen mehr die Dinge im Vordergrund, die dazu dienen, noch schneller und einfacher leistungsfähige Software zu entwickeln, und das für immer komplexere und anspruchsvollere Einsatzszenarien.“

Karsten Noack


Welche Anwendungsszenarien decken Unternehmen damit ab?

Low-Code ist für jede Branche und für jedes Anwendungsszenario geeignet. Die sich heute auf dem Markt befindlichen Low-Code-Plattformen bedienen daher unterschiedliche Aufgabenbereiche. Die wichtigsten Plattformen, und so auch SCOPELAND, sind jedoch für die Entwicklung anspruchsvoller kundenspezifischer Verwaltungslösungen und sonstiger Datenbankanwendungen optimiert. Unsere Auftraggeber kommen aus nahezu allen Branchen: der Öffentlichen Verwaltung, der Industrie, der Medizin und Forschung, dem Finanzbereich und zahlreiche weitere. Viele unserer Projekte fallen dabei eindeutig in den „Mission Critical“-Bereich. Auch das Volumen der mit Low-Code umgesetzten Projekte überspannt alle Größenordnungen, von ganz klein bis sehr groß.

Ein weiteres, besonderes Einsatzfeld von SCOPELAND sind geodatenbasierte Anwendungen. Anders als die meisten anderen Low-Code-Plattformen eignet sich SCOPELAND besonders gut für die Erstellung kombinierter Systeme, die normale Vorgangsbearbeitung mit der Verarbeitung und Visualisierung von Geodaten verbinden.

Welches Vorgehensmodell empfehlen Sie für Low-Code-Projekte?

Grundsätzlich kann man Low-Code-Projekte mit allen Vorgehensmodellen umsetzen, vom klassischen V-Modell und anderen Wasserfallkonzepten bis hin zu geordneten SCRUM-Prozessen.

Allerdings kann man die enormen technologiebedingten Vorteile von Low-Code noch viel besser ausreizen, wenn man noch weitaus agiler vorgeht als es die gängigen Methoden agiler Softwareentwicklung nahelegen. SCOPELAND ermöglicht es, die entstehenden Anwendungen vor den Augen der Anwender live umzugestalten und weiterzuentwickeln. Anstelle vierwöchiger Sprints mit durchgetesteten Versionen setzen wir auf wöchentliche Besprechungen der laufenden Arbeitsstände, Design Thinking-Methoden und auf direkte Kommunikation zwischen Anwendern und Entwicklern.

Auf der anderen Seite gilt es aber auch, die Prozesse zur Anwendungsentwicklung streng und straff zu führen. Dies gilt insbesondere auch für Festpreisprojekte. Als optimal hat sich das sogenannte phasenagile Vorgehensmodell bewährt, welches ein Maximum an Agilität mit sehr gut strukturierter Planbarkeit kombiniert.

Wie positioniert sich Ihr Haus im Bereich der Low-Code-Plattformen und wohin geht Ihr Weg?

SCOPELAND ist eine der ersten, vielleicht sogar die erste vollumfängliche Low-Code-Plattform überhaupt. Wir setzen sehr stark auf die vielfältigen und langjährigen Erfahrungen, auch aus mehr als 500 erfolgreich abgeschlossenen Projekten. Unser größtes Plus als Low-Code-Anbieter ist vielleicht, dass wir wissen, wie man die Dinge angehen muss, um tatsächlich richtig anspruchsvolle Softwarelösungen nahezu ohne Programmierung umzusetzen.

Künftig möchten wir uns noch internationaler aufstellen, den Partnerbereich weiter ausbauen und auch weiterhin zu den führenden Anbietern in den Evaluierungen der Analysten von Forrester und Gartner zählen.

Herr Noack, Low-Code-Development sowie die neuen Technologien rund um KI – was fällt Ihnen dazu ein?

KI wird in der einen oder anderen Form überall Einzug halten, natürlich auch in der Welt der Low-Code-Plattformen. KI kann den ohnehin schon sehr intelligent geführten Entwicklungsprozess noch weiter automatisieren, ebenso aber auch in die zu entwickelnden Anwendungen eingebunden werden, z.B. als Services der jeweiligen Cloud-Plattform. Das ist heute schon möglich.

Einige US-Hersteller, die vornehmlich rein cloudbasierte Plattformen anbieten, beschäftigen sich zudem mit der Frage, ob und inwieweit man das Nutzerverhalten der Anwender und der Entwickler mit Big Data-Methoden analysieren kann, um die Programme immer weiter zu verbessern oder gar das Nutzungsverhalten zu monitoren. Ob und inwieweit sich solche Dinge unter den europäischen Datenschutzregularien durchsetzen werden, bleibt aber abzuwarten.

Für uns stehen mehr die Dinge im Vordergrund, die dazu dienen, noch schneller und einfacher leistungsfähige Software zu entwickeln, und das für immer komplexere und anspruchsvollere Einsatzszenarien.


Es geht nicht unbedingt um die sogenannten ‚Citizen Developer‘, und schon gar nicht um eine Wiederbelebung des Prinzips ‚Schatten-IT‘. Weitaus erfolgversprechender ist der Aufbau professioneller Low-Code-Entwicklerteams, die wahlweise in den Fachbereichen oder in der IT angesiedelt sind

Karsten Noack

Low-Code-Development ist der neueste Trend bei der Anwendungsentwicklung, warum eigentlich?

Low-Code und auch No Code sind deshalb gerade so im Trend, weil der Bedarf an Anwendungen, egal ob für den privaten oder öffentlichen Gebrauch, noch nie so hoch war wie aktuell. Sämtliche Prozesse werden digitalisiert, die Menge an Daten steigt ins Unermessliche, und die Hyperautomation wird kommen. Der US-Analyst IDC geht davon aus, dass bis 2022 mehr als 60 Prozent der weltweiten Wertschöpfung digitalisiert erfolgen wird.

Low-Code bietet dafür einfach die besten Voraussetzungen: Effizienz, Qualitätssteigerung und trotzdem Kostenersparnis. Zudem ist die Hürde, qualifizierte Anwendungsentwickler zu finden geringer als bei herkömmlichen Entwicklungsmethoden. Ein Low-Code-Developer muss nicht selbst programmieren können, sondern lediglich ein gewisses Grundverständnis und die Fähigkeit zum Verstehen komplexer Modelle, regelbasierter Systeme und anderer Arten deklarativer Beschreibungen haben.

Welchen Stellenwert nimmt Low-Code-Development im Kontext der digitalen Transformation ein?

Ich würde behaupten, dass die digitale Transformation ohne Low-Code unmöglich ist. Datenbank-Anwendungen kommen in jedem Wirtschaftsbereich zum Einsatz, und sämtliche vorher händisch ausgeübten Prozesse laufen nun digital ab. Mithilfe der Low-Code-Technologie werden die benötigten Anwendungen schnell, effizient und individuell erstellt, egal ob in der Öffentlichen Verwaltung, in großen Bundesbehörden, in der Industrie oder auch bei NGOs. Genaue Rollen- und Rechtesysteme, die Möglichkeit der Offline- und Onlinenutzung, die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen und die Möglichkeit der Nutzung durch mehrere User gleichzeitig machen es möglich, zeit- und kostensparend mit den maßgeschneiderten Anwendungen zu arbeiten.

Inwiefern stellt Low Code ein Digital Enablement für die Fachabteilungen dar?

Die Mitarbeiter der Fachabteilungen wissen selbst am besten, welche Funktionen und Anwendungen sie brauchen, um ihre Arbeit bestmöglich ausführen zu können. Mit Low-Code-Anwendungen können sie in vergleichsweise kurzer Zeit digital loslegen, und es bedarf nicht erst einem mehrere Jahre umfassenden IT-Großprojektes, das am Ende vielleicht komplett scheitert, weil das Budget nicht reicht, oder am Ende dann doch nicht den Bedarf der Endanwender trifft.

Zunehmend gehen die Fachbereiche großer Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen den Weg, Projekte in Eigenregie durchzuführen, unterstützt von der Zentral-IT, aber in der Verantwortung der Fachabteilungen, dezentral und teils sogar mit eigenen Ressourcen. Dabei geht es nicht unbedingt um die sogenannten ‚Citizen Developer‘, und schon gar nicht um eine Wiederbelebung des Prinzips ‚Schatten-IT‘. Weitaus erfolgversprechender ist der Aufbau professioneller Low-Code-Entwicklerteams, die wahlweise in den Fachbereichen oder in der IT angesiedelt sind.

Wie sehen Ihre aktuellen Forschungsprojekte aus?

Spannend. Lassen Sie sich überraschen. So viel können wir aber schon sagen: Wir arbeiten daran.

Für welche Programmierumgebungen ist Ihre Low-Code-Programmierplattform gerüstet?

Low-Code-Plattformen sind relativ autarke Umgebungen, die sich nicht zwingend in bestimmte Programmierumgebungen integrieren müssen. Es ist zwar so, dass per Codegenerierung am Ende ausführbarer Programmcode, bei uns Java- oder C#-Code mit Java Script, entsteht, aber diesen Code bekommt ein typischer Low-Code-Entwickler nie zu sehen. Er braucht ihn schlichtweg nicht. Ein händisches Eingreifen in den generierten Code wird auch nicht empfohlen. Es ist gut zu wissen, dass das im Notfall möglich wäre, aber tun sollte man es nicht, und auch wir mussten bei so vielen Projekten über mindestens zehn Jahre hinweg nur ein einziges Mal in den Code eingreifen.

Aber wie gesagt, für Notfälle mag es interessant und wichtig sein zu wissen, dass wir in unterschiedliche JEE-, .net- und natürlich auch in Windows-Umgebungen hineingenerieren können. An der einen oder anderen Stelle mag es vielleicht von Vorteil sein, wenn einzubindende Programmbibliotheken auf der gleichen technischen Basis beruhen. Wirklich entscheidend ist das aber nicht, denn Low-Code-Plattformen bieten, auch wenn sie zunächst wie eine Black Box wirken, generell genügend Schnittstellen zur Interaktion mit anderen Programmkomponenten.

Low-Code- und andere Rapid-Development-Technologien ermöglichen eine direkte Zusammenarbeit von Softwareentwicklern und Anwendern. Welche unterschiedlichen Vorgehensmodelle bieten sich für Low-Code-Projekte an?

Eigentlich geht es immer darum, sich irgendwo zwischen Wasserfallmodell, SCRUM-Agilität und Phasenagilem Vorgehen zu positionieren, und es hängt definitiv von der Art des Projektes und den Rahmenbedingungen ab, was der richtige Weg ist. Dabei sollte man immer im Blick haben, dass  SCRUM die Projektentwicklung zwar deutlich flexibler und dynamischer macht, zugleich aber das Risiko in sich birgt, dass die Projekte hinsichtlich Projektlaufzeit und Budget gänzlich unkalkulierbar werden.

Das phasenagile Vorgehensmodell, welches aber so nur mit Low-Code-Technologien machbar ist, überbrückt auf sehr sinnvolle Weise die erforderliche Planbarkeit mit der gewünschten Agilität. Und es geht dabei sogar noch einen Schritt weiter, indem es ein Maß an Agilität bietet, wie man es vorher niemals kannte. Phasenagiles Vorgehen ist eng verbunden mit den modernen Design Thinking-Methoden, hier aber angewandt auf das gesamte Projekt und nicht nur auf anfängliche Konzeptionsphasen. Entscheidend ist aber auch hierbei ein gutes, professionelles Projektmanagement, das stets dafür zu sorgen hat, dass Spielregeln eingehalten und Entscheidungen rechtzeitig getroffen werden.

Wie wird durch Ihre Technologie sichergestellt, dass nicht mehr am Bedarf der Fachanwender vorbei entwickelt wird?

Die Low-Code-Technologie ermöglicht eine erheblich engere Zusammenarbeit von Anwendern und Entwicklern, und das über die gesamte Projektlaufzeit hinweg. In regelmäßigen Design Thinking-Workshops bestimmen die wesentlichen Vertreter der späteren Anwender in direkter Zusammenarbeit mit den einzelnen Entwicklern den Fortgang der Entwicklung, und wie das Produkt am Ende aussehen wird.

Die Tatsache, dass man mit SCOPELAND die Software jederzeit quasi vor den Augen der Anwender umbauen kann, ermöglicht, dass die Anwenderseite niemals vom Projektgeschehen abgekoppelt wird und auch neue Erkenntnisse jederzeit in die Projekte einbringen kann.

Vom Anfang des Projektes bis hin zum erfolgreichen Abschluss arbeiten wir deshalb in interdisziplinären Teams zusammen, bestehend aus dem Projektleiter und Team seitens Scopeland Technology und der Projektmannschaft des Kunden, einschließlich künftiger Endanwender. Den Grundsätzen des Design Thinking entsprechend ist das gesamte Team der eigentliche Entscheidungsträger, und die Projektleiter beider Seiten sind oftmals mehr Moderatoren als ‚Product Owner‘ im SCRUM-Sprachgebrauch. Das vielleicht größte Problem bei SCRUM ist, dass es solche allwissenden und allesverstehenden ‚Product Owner‘ oftmals gar nicht gibt, weder auf Auftraggeber- noch auf Auftragnehmerseite, weder unter den Anwendern, noch unter den IT-Leuten. Die Antwort darauf ist Design Thinking zu verwenden, als eine Methode, die Projektteams so aufzusetzen, dass sie mit den real verfügbaren Mitarbeitern beider Seiten erfolgreich und effizient zu guten Ergebnissen kommen.

Bereits zu Beginn werden die Anforderungen und Ziele klar definiert, können aber im weiteren Projektgeschehen immer wieder neu justiert werden. Bei der Umsetzung hat sich das ‚Immer-Dienstags-Prinzip‘ bewährt, womit gemeint ist, dass über die gesamte Projektlaufzeit die jeweils relevanten Vertreter beider Seiten an einem festen Wochentag die jeweiligen Arbeitsstände besprechen und bei Bedarf anpassen. So wird sichergestellt, dass nur das entwickelt wird, was wirklich gebraucht wird und auch funktioniert.

www.scopeland.de

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shutterstock/ scopeland