Low Code macht den Unterschied

Erik Hufeld, Head of Marketing bei Simplifier, berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion über den aktuellen
Low-Code-Trend und die geeignete Strategie für den Einsatz im Unternehmen.



Herr Hufeld, No-Code- bzw. Low-Code-Anwendungen gehören zu den stärksten Trends in der Software-Entwicklung. Wie lässt sich das mit Zahlen untermauern?

Generell befassen sich viele Akteure mit dem Thema Low-Code bzw. No-Code. Das reicht von den bekannten Analystenhäusern über die Medien bis zu den Unternehmen selbst. Dabei ist die entscheidende Frage: Wo geht die Reise hin? Hierzu gibt es unterschiedliche Studien und Statistiken.
Gartner geht z.B. davon aus, dass bis 2025 ca. 70 % der Unternehmensanwendungen mit Low-Code/No-Code entwickelt werden. Im Jahr 2020 waren es weniger als 20%. Der Trend ist angekommen, hält an und verstärkt sich weiter. Auch wir selbst bekommen das mit, insbesondere in Ausschreibungen oder Evaluierungsphasen. Immer mehr Unternehmen fragen explizit nach Low-Code und befassen sich intensiv mit dem Thema. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite sind die Medien. Wir haben bei einer Studie von der Computerwoche mitgewirkt, in der die Unternehmenswelt befragt wurde. Für 71 % sind Low-Code/No-Code-Applikationen von zentraler Bedeutung und damit strategisch ein wichtiger Baustein innerhalb der IT-Landschaft.
Gleichzeitig erwarten 67% der Befragten, dass der Einsatz für Software, die per Low-Code/No-Code entwickelt wird innerhalb der nächsten drei Jahren in ihrem Unternehmen ausgebaut oder sehr deutlich gesteigert wird und mehr Einsatzszenarien dafür aufgebaut werden.
Das sind zwei essentielle Ergebnisse der Studie. Es gibt natürlich deutlich mehr – denn es ist ein deutlicher Trend erkennbar, dass die Bedeutung von Low-Code/No-Code weiterhin zunimmt.

Mit welchem Ziel wurde die Low-Code Association e. V gegründet?

Gespräche zur Gründung des Vereins gab es bereits seit einigen Jahren. Die Intention für die Gründung ist: Gerade in der DACH-Region muss die Sichtbarkeit für das Thema gesteigert werden. Alle Gründungsmitglieder sehen die Zukunft für die Digitalisierung bei Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum darin. Darüber hinaus geht es um die Steigerung des Bekanntheitsgrades der Technologieanbieter aus derselben Region an sich und natürlich um die damit verbundenen Möglichkeiten für kleinere und mittelständische Unternehmen oder öffentliche Institutionen die Digitalisierung schneller auf die Beine zu stellen und sowohl einfacher als auch günstiger umzusetzen. Unter den Mitgliedern sind jedoch nicht nur Low-Code-Anbieter, sondern auch Service-Dienstleister die Low-Code bei ihren Kunden einsetzen.

 

Erik Hufeld: „Wir haben ‚Ready-to use‘- und ‚Out-of-the-Box‘- Content im Hinblick auf die Wiederverwendbarkeit, von Komponenten.“

Aus diesen Gründen heraus haben wir uns entschlossen, das Thema voranzutreiben, wollen aber auch – und das ist die Motivation für Simplifier – Unterstützung bei der Stärkung von Low-Code-Anbietern aus der DACH-Region für die DACH-Region leisten. Da reden wir meist von kleineren Unternehmen, die sich vor den großen internationalen aber nicht verstecken müssen. Denn unsere Erfahrung ist: Low-Code ist nicht gleich Low-Code, was auch die Analysten Reports deutlich zeigen. Es gibt deutliche Unterschiede in der Ausprägung bzw. dem Schwerpunkt der Plattformen was genau mit dem Low-Code Ansatz umgesetzt wird. Die kleineren Anbieter, die teilweise die modernere Technologie und passgenauere Lösungen haben oder auch andere „emotionale“ Vorteile mitbringen, werden im Gegensatz zu den großen internationalen Low-Code Anbietern in vielen Vergleichen gar nicht erwähnt und erlangen dadurch nicht die notwendige Sichtbarkeit und Bekanntheit.
Fakt ist, es sind nicht immer die großen Anbieter, die das richtige Produkt für die Anforderungen aller Unternehmen haben – oft passen die kleinen deutlich besser.
Unsere Kunden spiegeln uns sehr oft wider: Wir werden in den Evaluierungsphasen mit den großen Playern verglichen und haben die Nase in vielen Themen deutlich vorn. Das liegt einerseits, an dem tiefen Verständnis der Materie das wir mitbringen und der modernen und wettbewerbsfähigen Technologie. Andererseits legen wir, wie auch die anderen Anbieter der Association, einen großen Wert auf die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit jedem Kunden.

Welche Vorteile haben Unternehmen, die auf eine Low-Code-Strategie setzen?

Es gibt zahlreiche Vorteile, die von der individuellen Ausgangssituation der Unternehmen abhängig sind. Die bedeutendsten sind jedoch Prozess- und Workflow-Digitalisierung. Hier geht es darum Anforderungen deutlich effizienter und zügiger zu bewältigen. Aber auch andere Handlungsfelder profitieren, da digitale Services oder neue digitale Geschäftsmodelle viel schneller aufgebaut werden können. Den Vorteil bringt Low-Code einfach mit sich, vor allem weil man viel schneller mit der Umsetzung starten und auch Zwischenergebnisse direkt nutzen kann. Es sind ganz andere Möglichkeiten geboten, als wenn man von der grünen Wiese aus loslegt. Wir haben „Ready-to-use“- und „Out-of-the-Box”-Content. Dabei geht es um unbegrenzte Wiederverwendbarkeit aller Komponenten. Es muss nicht alles von null programmiert werden. Es gibt schon vorhandene Konnektivitäten zu Systemen, die einfach genutzt werden können. Das kann mit wenigen Klicks und in kurzer Zeit eingerichtet werden.
Da Low-Code-Plattformen meist moderne Technologien nutzen, herrscht auch hohe Zukunftssicherheit. Im Einsatz sind die neuesten Standards, keine alten Systeme, die permanent ausgebaut werden. Stattdessen nimmt man die Systeme, verbindet sie mit einer neuen Technologie und nutzt die Daten End-to-End. Alle Anwendungen werden mit dem Unternehmen mit- bzw- weiterentwickelt – sie wachsen quasi mit jeder neuen Anforderung. Also so, wie sich das Unternehme ausrichtet, so können Low-Code-Plattformen auch dabei unterstützen, diese Entwicklungen digital, nachhaltig und flexibel zu begleiten.
Die Anpassungen die in den meisten Projekten anfallen – also auch Anpassungen im Nachhinein – können durch L-C-Plattformen schnell und einfach selbst vorgenommen werden, ohne dass Entwicklungsexperten – intern oder auch extern – herangezogen werden müssen. Hier besteht der große Vorteil, dass innerhalb des Unternehmens die geschulten Mitarbeiter, die auf einer L-C-Plattform bauen und entwickeln, einfach Anpassungen vornehmen können – ohne großen Aufwand, ohne aufwendige Programmierschleifen, ohne lange Wartezeiten.

Zwei Punkte gewinnen derzeit stark an Bedeutung:
Der Zugang zu Enterprise-Mobility wird immer wichtiger – das unterstützen fast alle Low-Code-Anbieter permanent. Auf mobilen Endgeräten auf Daten zugreifen zu können, Prozesse steuern zu können, etc. Das bringen L-C-Plattformen auch als inhärenten Vorteil mit und natürlich auch den besseren Zugang zu neuen Technologien wie AI-gesteuerte Prozesse oder AR/VR für die Visualisierung von Vorgängen.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden im Kontext Ihrer Plattform? (Support, Einbeziehen von Kundenwünschen bei der Entwicklung Ihrer Plattform, bieten Sie Schulungen an, und wenn ja, wie lange dauern diese?

Low-Code-Plattformen sind per se dafür gebaut, dass Fachbereiche und IT zusammenarbeiten können. Dabei bringt die IT spezielle Fachkenntnisse mit, die auf Low-Code-Plattformen zum Einsatz kommen, z.B. die Integration in bestehende Systemlandschaften oder das ganz Benutzerverwaltung- Rollen- und Rechte-System, Security-Themen etc.
Das kann ein Fachbereich nicht leisten. Sie sind wiederum der Prozess-Knowhow-Träger, die über eine einfache visualisierte Oberfläche ihre Prozesse definieren können. Damit arbeiten IT und Fachbereich durch Low-Code-Plattformen Hand-in-Hand. Das ist es, was eine solche Plattform auch fördern soll: Fusion Teams, in denen einerseits die Professional Developer, weiterhin ihre Schwerpunkte haben und mit Expertise unterstützen müssen. Auf der anderen Seite die Fachbereiche, die das Prozess-Knowhow haben und selbstständig Anwendungen bauen können.
Darüber hinaus geht es auch darum, kontinuierlich Themen voranzutreiben. Wir als Anbieter fragen uns: Wie kommen unsere Kunden weiter? Wie können wir sie dabei unterstützen? Da geht es um enge Zusammenarbeit und kontinuierlichen Austausch mit Kunden. Was haben Sie für Bedürfnisse? Welche Anforderungen haben sie? Wie müssen wir unsere Plattform weiterentwickeln, um die Reise unserer Kunden mit der Plattform sinnvoll zu gestalten? Wir setzen auf Austausch in Form von Events, Webinaren oder ähnlichen Formaten. Es gibt eine Betaversion der Plattform, um neue Features zu testen. Wir geben regelmäßig Informationen über die Entwicklungs-Roadmap heraus. Für uns steht die Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Fokus und dafür setzen wir auf einen durchgehenden Servicegedanken. Die Kunden reden vom Entwickler bis zum Vorstand mit allen von uns in verschiedenen Prozessen und fühlen sich gut aufgehoben und verstanden.
Darüber hinaus haben wir verschiedene Maßnahmen, um den Einstieg in die Plattform zu erleichtern. Wir haben Enabling-Programme mit entsprechenden Experten und Servicemitarbeitern, die den Kunden helfen, in die Plattform hineinzufinden, die ersten Prozess- bzw. Entwicklungsschritte gemeinsam zu tätigen. Wir haben Onlinekurse zum Selbststudium, die durchlaufen werden können, um die Materie zu verstehen und um den Einstieg zu erleichtern. Wir haben eine aktive Community, in der ein reger Austausch betrieben wird zwischen Kunden, Simplifier-Usern, uns und Partnern. Wir haben Templates im Marketplace zur Verfügung gestellt. Wir bauen ein Ökosystem auf, in dem „Ready-to-use-Content“ vorliegt, der genutzt werden kann und den Start vom App-Building erleichtern soll.
Wir haben aber auch Partner, die für unsere Kunden oder mit unseren Kunden, gemeinsam starten, d.h. dass jene das Enabling komplett übernehmen, Kunden-Themen mit reinnehmen, um ihnen das notwendige Know-how näherzubringen oder den Kunden ausbilden und zubefähigen Simplifier zu nutzen.
Darüber hinaus gibt es auch Use-Case-Workshops, damit Unternehmen relevante Anwendungsfelder identifizieren und sehen welche Use Cases es gibt, welche sich zur Umsetzung mit Low-Code optimal eignen und wie sie die Digitalisierung vorantreiben.

Wie gewährleisten Sie Zukunftssicherheit und Investitionssicherheit im Kontext des App-Developments?

Wir schaffen durch die Plattform eine hohe Kompatibilitätsgrundlage. Zum Beispiel durch „Out-of-the-Box“-Konnektoren: Für jedes System oder jede Technologie, die in Zukunft neu hinzukommt, bauen wir die Integration aus. Wir haben zudem ein weitreichendes Angebot an„ready-to-use“-Komponenten, darunter auch Integrationsmöglichkeiten in gängige große Systeme wie SAP oder die O365-Welt.
Wir entwickeln unsere Technologie stetig weiter und bleiben „State-of-the-art“. Wir nutzen Web-Technologien als Ansatz, da diese unserer Meinung nach besonders zukunftsfähig ist. Zusätzlich setzten wir auf den Open-Source-Ansatz – also jeder Simplifier-Nutzer hat die Source-Code-Ownership über seine erstellten Anwendungen. Im Marketplace entwickeln wir permanent Möglichkeiten, um auch Content von anderen Akteuren zur Verfügung zu stellen um dadurch das Ökosystem ständig weiterwachsen zu lassen.

Das heißt auch wenn ich nicht mehr Ihr Partner bin, darf ich den Code weiterbenutzen?

Natürlich kommen nur alle Vorteile zum Tragen, wenn die Anwendungen mit unserer Plattform gebaut werden. Der Source-Code der dabei teils automatisiert, teils handgeschrieben entsteht, ist jedoch ein offener Source-Code. Das heißt ein Code der nicht encrypted bzw. durch die Kompilierung in einen verschlüsselten Code umgewandelt ist, der nicht replizierbar ist. Ich kann den Code quelloffen nutzen. Es ist ein Java-Skript.

Inwieweit kann Low-Code dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

Wir wissen, dass das Thema App-Entwicklung qualifizierte Entwickler erfordert. Die sind heutzutage aber ein knappes Gut. Es gibt außerdem verschiedenen Ausprägungen der App-Entwicklung die spezielle Kenntnisse brauchen. Zum Beispiel benötigt die Mobile App-Entwicklung ein ganz anderes Set an Fachwissen als die App-Entwicklung im SAP-Umfeld. Mit Low-Code können verschiedene Ressourcen für den Bereich Anwendungserstellung genutzt werden. Bspw: Citizen Developer – wir involvieren die Fachbereiche aktiv in der Anwendungsentwicklung. Also Personen die keine oder nur wenig Programmierkenntnisse haben, aber die Prozesse innerhalb ihrer Abteilung sehr gut kennen. Durch die visualisierte Oberfläche und die Prozessabbildung kann das Know-how direkt in die App-Entwicklung einfließen. Durch die visuelle Darstellung der Prozesse ist die Abstraktionsfähigkeit gewährleistet; Anwendung können auf eine ganz andere Art entwickelt werden.

Die IT-Abteilung selbst, kann schneller agieren, in die Prozesse eingreifen, behält gleichzeitig die Governance, aber unterstützt den ganzen Prozess. D.h. in der IT-Abteilung werden nicht mehr die „Über-Entwickler“ benötigt, sondern Kern-Entwickler, die bei der Low-Code-Entwicklung unterstützen und durch den Fachbereich bei der App-Erstellung unterstützt werden.

Weitere Infos unter: www.simplifier.io

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