Frauen in der IT? Ernsthaft!

Autorin: Julia Pongratz*

Julia Pongratz, Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH, sieht in der IT-Branche vielfältige Möglichkeiten auch für Frauen: „Die IT muss nicht länger eine Männerdomäne bleiben.“

Am Ende der Schulzeit steht wohl jeder Schüler und jede Schülerin vor der Entscheidung, in welche berufliche Richtung man gehen möchte. Vermeintlich ein Scheideweg, an dem die Weichen für das gesamte weitere Leben gelegt werden. Aber als junge Frau den Weg in die IT einschlagen? Selbst heute erfordert diese Entscheidung noch ein gewisses Maß an Mut und Selbstbewusstsein, denn wenn die besten Freundinnen sich lieber für vermeintlich „weiblichere“ Berufe entscheiden, dann stellen wir immer wieder fest, dass unsere Gesellschaft eben doch noch gar nicht so modern, offen und gleichberechtigt ist, wie es häufig behauptet wird. Dabei sind es gar nicht die Universitäten und Unternehmen, die den Frauen den Weg in die IT verwehren, sondern immer noch vorherrschende Meinungsbilder zu weiblichen und männlichen Berufen und Rollen im Familien- und Freundeskreis.

Als Frau in der IT-Branche stellt man sich daher immer wieder die Frage, ob es tatsächlich notwendig ist, dass Frauen besonders für diese Branche begeistert und in der Berufsfindung gefördert werden sollen. Und die Antwort auf diese Frage lautet immer wieder: Ja!

Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt im Jahr 2021 bei 18 Prozent. Die IT kann also weiterhin als Männerdomäne bezeichnet werden, aber das muss nicht so bleiben. Fachkräfte werden händeringend in allen IT-Bereichen gesucht und insbesondere die IT-Branche bietet vielfältigste Betätigungsfelder, die weit über das Berufsbild des Programmierers hinausgehen und für Frauen mit unterschiedlichsten Interessen und Talenten Chancen und Möglichkeiten bieten.

Wenn ich auf meinen eigenen Weg in die IT zurückblicke, dann war dieser mehr von Zufällen und auch einem gewissen Grad an Bequemlichkeit gezeichnet als von Eigeninitiative und klarer Planung. Nach dem Abitur war ich vollkommen unschlüssig, was die Berufs- und Studienwahl betraf und dem Einsatz meines Vaters ist es zu verdanken, dass er mich als Auszubildende für IT-Systemkauffrau bei seinem Arbeitgeber „begeistert“ hat. Damals war diese Station vielmehr als sinnvolle Beschäftigung gedacht, bis ich tatsächlich weiß, was ich werden will.

Aber die Ausbildung hat mir die Augen geöffnet und meine Begeisterung für die IT geweckt. Es folgte ein Bachelor- und Masterstudium der Wirtschaftsinformatik und heutige Forschung im Bereich agile Arbeitsweisen zur Erlangung eines Doctor of Business Administration. Als Teamleiterin und IT-Beraterin bei meinem Arbeitgeber S&N Invent kann ich als Frau auf meine ganz persönliche IT-Karriere blicken. Ganz ohne Informatik und Mathe-Leistungskurs in der Schule war der Weg mit Begeisterung und Einsatz so viel leichter zu beschreiten als es im Vorfeld zu erwarten und vor allem von Freunden und Jobberatern beschrieben worden war.

Mit diesem persönlichen Erfahrungsschatz sind die Förderung und Begeisterung von Frauen für die IT-Branche für mich eine Herzensangelegenheit geworden. Zusammen mit meinem Arbeitgeber werden erfolgreiche Initiativen verfolgt, die schon in den regionalen Schulen ansetzen, um hier die Begeisterung für die IT, insbesondere bei jungen Frauen, zu wecken. Mit Girls4IT ist dabei ein Programm entstanden, welches jungen Schülerinnen erfahrene Frauen aus der IT als Mentorinnen für ein Jahr zur Seite stellt. Gemeinsamer Austausch, Treffen, Praktika und die Beantwortung persönlicher Fragen stehen hier im Vordergrund, um den Mädchen Möglichkeiten in der IT-Branche aufzuzeigen und Wege in diesen Bereich zu präsentieren, die von der Programmierung über Netzwerktechnik und Hardwarekonfiguration bis zum IT-Projektmanagement reichen.

Durch derartige Einsätze für mehr Frauen in der IT wird der Frauenanteil sicherlich nicht signifikant steigen, sie zeigen aber Optionen auf, um mit einfachen Mitteln insbesondere junge Frauen in ihrer Entscheidung für den Weg in die IT zu unterstützen. Denn eines steht sicherlich fest: Der Fachkräftemangel in der IT wird uns weiterhin begleiten und zahlreiche talentierte Frauen brauchen vielleicht nur einen kleinen Schubs, um den Sprung in die IT zu wagen und sich hier mit ihren Stärken einzubringen. Warum also als Unternehmen nicht mehr wagen und einmal gezielt Frauen für Berufe und Entwicklungspfade ansprechen? Zum Beispiel mit spannenden, agilen IT-Projekten, die sämtliche Facetten der IT umfassen und die auch unterschiedliche Fachbranchen wie Banken, Verkehr oder Medizin verbinden. Damit können Unternehmen jungen Frauen die Vielfältigkeit dieser besonderen und stetig wachsenden Zukunftsindustrie aufzeigen.

Bei der S&N Invent GmbH haben wir mit diesen Mitteln und engen Kontakten zu regionalen Schulen einen signifikanten Anstieg der Frauenquote in der Altersklasse der 20- bis 30-jährigen Mitarbeiter erreicht und sind stolz darauf, unsere gesamte Belegschaft mit mehr Frauenpower deutlich vielseitiger und bunter gestalten zu können.

* Die Autorin Julia Pongratz hat einen Master of Science in Wirtschaftsinformatik und ist Teamleiterin und IT-Consultant bei der S&N Invent GmbH