Gastbeitrag von Angela McClellan, Geschäftsführung Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Das Thema Sustainable Finance gewinnt bei institutionellen und privaten Investoren immer mehr an Bedeutung. Doch obwohl die Nachfrage der Privatkunden nach nachhaltigen Anlageprodukten steigt, wurde das Privatkundengeschäft hierfür bisher vernachlässigt.

Um das wachsende Kundenbedürfnis zu bedienen, fordert das FNG seit langem eine Verankerung von Nachhaltigkeit im Kundenberatungsprozess. Mit der EU-Gesetzesvorlage zur Ergänzung von MiFID II und IDD greift die EU-Kommission diesen Punkt auf und schlägt eine verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden als Teil des Eignungstests vor.

Mehrere empirische Studien bekräftigen, dass viele Menschen ihre Anlagen nach persönlichen ökologischen und sozialen Kriterien gestalten möchten, aber auch dass dies in der Praxis bisher nur wenig Anwendung findet. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ermittelte in einer Umfrage fehlende Empfehlungen zu nachhaltigen Anlagen von der Bank oder dem Finanzberater als wichtiges Hemmnis. Andere Studien der Universität Kassel benennen mangelndes Wissen zu Nachhaltigkeit bzw. nachhaltigen Produkten auf Beraterseite sowie fehlende Incentives und zusätzliche Anstrengungen in der Informationsbeschaffung als Barrieren. Hier können spezielle Schulungsprogramme für Berater wie die vom FNG mitentwickelte Weiterbildung Nachhaltige Geldanlagen, welche Kenntnisse über nachhaltige Anlageprodukte und Praxisempfehlungen zur Integration von Nachhaltigkeit in den Beratungsprozess vermittelt, Abhilfe schaffen. So bietet sich auch die Chance, durch eine qualitativ hochwertige und bedürfnisorientierte Beratung die Kundenbindung zu stärken.

Angela McClellan empfiehlt Beratern eine Weiterbildung für nachhaltige Geldanlagen:
„So bietet sich die Chance, die Kundenbindung zu stärken.“

Für Finanzberater und Privatanleger bieten Nachhaltigkeitssiegel, wie der Europäische Transparenzkodex oder das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds, weitere Orientierungshilfen. Außerdem empfehlen sich für Privatanleger Tools wie die FNG-Nachhaltigkeitsprofile. Hier kann der Kun­de verschiedene Fonds nach verwendeten Nachhaltigkeitskriterien und weiteren Eckdaten filtern, die seinen persönlichen Nachhaltigkeitsinteressen entsprechen.

Jedoch äußern Bankenvertreter und der Verbraucherschutz Bedenken, dass das zusätzliche Thema Nachhaltigkeit zu einer Überforderung von Beratern und Kunden führen könnte. Aus diesem Grund hat das FNG einen Aufruf zur Sammlung von Best Practice bei der Kundenberatung zu Nachhaltigkeit gestartet. Mit dem Ziel, konkrete Empfehlungen für eine Umsetzung des EU-Gesetzesvorhabens geben zu können sowie neue Impulse für die Weiterbildung zu gewinnen.