Die digitale Transformation

Digitale Transformation

Der Trend hin zur Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft ist ungebrochen.
Wir berichten über eine stille Evolution, die seit Jahren Märkte und Macher treibt.

Der Trend ist mächtig und krempelt alle Bereiche von Wirt­­schaft und Ge­sell­schaft um. Er entscheidet zusehends über Erfolg oder Miss­erfolg von Unternehmen. Wer sich nicht im Takt der digitalen Transformation bewegt, verharrt, sich an Altes klammert, wird auf der Verliererseite stehen. Etliche Studien belegen das, wie zuletzt die des Branchenverbandes Bitkom, des IW Köln und von Google: Wer die Möglichkeiten der IT als wesentlichen Treiber von Inno­va­tionen begreift und nutzt, ist erfolgreicher als der Rest der Wirtschaft, ist die Kern­aussage. „Das Netz ist ein Turbolader für die deutsche Wirtschaft: Unternehmen, die auf digitale Transformation setzen, eröffnen sich immense Möglichkeiten“, sagt Ste­fan Hentschel, Industry Leader Techno­logy bei Google Deutschland. Ein neues Kriterium definiert die Zukunfts­­fä­hig­keit eines Unternehmens: der di­gi­­tale Reifegrad. „Nur Unternehmen, die sich schnell genug an die verän­derten tech­nologischen und gesellschaft­lichen Rahmenbedingungen anpassen, werden den digitalen Darwinismus über­leben“, bringt Roland Tichy, ehemaliger Chefredakteur der Wirtschaftswoche, die neuen Verhältnisse auf den Punkt.

Besucher der diesjährigen CeBIT werden auf Schritt und Tritt die Trends der digitalen Transformation erleben. Das Internet der Dinge und die allumfassende Vernetzung sind es, die Geschäftsmodelle, Fertigungsprozesse und Produkte in allen Wirtschaftszweigen immer stärker vorantreiben. Dieser Trend zeigt sich besonders stark in der Automobilindustrie. Vernetztes autono­mes Fahren ist keine krude Zu­kunfts­vision mehr, sondern ist zum Greifen nahe, wenn schon etliche Prototypen selbsttätig Testfahrten unternehmen. Schon jetzt findet das Auto allein freie Parkplätze und parkt von selbst ein. Nicht mehr lange, und Fahrzeuge werden IT-gestützt miteinander kommuni­zieren und Verkehrsleitsysteme intelligen­ter machen. Eine umfassende Sen­sorik und blitzschnelle Datenauswer­tung für hochpräzises Tracking und Routing ist in der Logistik gang und gäbe. Durch innovative Cloud-Services werden Flot­ten in nie dagewesener Effizienz bewegt.

Das Netz ist ein Turbolader für die deutsche Wirtschaft.

Die Entwicklung der Digitalisierung lässt sich am rasanten Wachstum der Daten­menge ablesen: Das weltweite Datenvo­lumen wird bis 2020 um das Zehnfache anwachsen – von derzeit 4,4 Billio­nen Gigabyte auf 44 Billionen Giga­byte. Das geht aus der Studie „Digital Universe“ der EMC Corporation hervor, die auf Analysen der Marktforscher von IDC basiert. Würden die welt­weiten Daten in Tablets gespeichert und diese gestapelt, wäre der Turm 13 000 km hoch. 2020 wäre der Tablet-Turm schon 63 000 km hoch (berechnet auf Grundlage eines iPad Air mit 128 GB Speicherkapazität und 0,8 cm Bauhöhe). Heute produziert ein Durchschnitts­haushalt pro Jahr genug Daten, um 65 Smartphones mit 32 GB im Jahr zu befüllen. Im Jahr 2020 werden es 318 Smart­phones sein. In Deutschland wird die Menge digitaler Daten im gleichen Zeitraum von 230 auf 1 100 Milliarden Gigabyte steigen. Vor allem das Internet der Dinge und die damit verbundene zunehmende Ver­breitung von Funktech­niken, intelligenten Produkten und soft­ware­basierten Geschäftsmodellen tragen dazu bei, dass sich das Digitale Universum künftig alle zwei Jahre verdoppelt, heißt es bei EMC. Kein Wunder, denn in der Industrie 4.0 werden die Produk­tionsanlagen immer wandlungsfähiger, können von selbst auf individuelle Kundenwünsche oder Absatzschwankungen reagieren und sich künftig sogar teilweise selbst reparieren. Die Ära der Smart Factories hat gerade erst begonnen. „Für Unternehmen bietet das die Chance, neue Wertströme für Kunden zu schaffen, die Produkt­ein­führungszeit zu verkürzen und schneller auf die Bedürfnisse der Kunden zu re­agieren“, sagt EMC-Deutschland-Geschäftsführerin Sabine Bendiek. „Gleich­zeitig sehen sich Unternehmen aber einem großen Druck ausgesetzt: Sie müssen agil und effizient werden und zudem Spezialisten ausbilden, die den Umgang mit den neuen Analyse-Tools beherrschen. Dabei spielt das The­ma Geschwindigkeit eine wichtige Rol­le: Nur wer diese Veränderungen schnell hinbekommt, wird das Differenzierungs­potenzial des Internets der Dinge voll ausschöpfen können“, unterstreicht sie.

Beim Internet der Dinge, das noch in den Kinderschuhen steckt, aber sich rasch verbreiten wird, werden Alltagsgegenstände mit Sensoren und Datenschnittstellen versehen sowie vernetzt. Den Anwendungen sind keine Grenzen gesetzt: Von Laufschuhen mit Geschwin­digkeitssensoren über me­dizinisches Monitoring chronisch Kran­ker, über Smartwatches bis zu Brücken, die die Verkehrsdichte messen und dafür sorgen, dass der Verkehr so geregelt wird, dass Staus vermieden werden. Die Analysten von IDC schätzen, dass heute knapp 200 Milliarden Objekte mit dem Internet der Dinge verbunden werden können. Davon kommunizieren sieben Prozent (14 Milliarden) über das Internet. Die von diesen Geräten produzierten Daten entsprechen etwa zwei Prozent des weltweiten Datenbestands. 2020 werden bereits 32 Milliarden Objekte mit dem Internet verbunden sein. Diese produzieren dann ungefähr zehn Pro­zent der weltweiten Daten. In Deutsch­land wächst der Anteil der vom Inter­net der Dinge produzierten Daten am Digitalen Universum bis 2020 sogar von zwei auf 14 Prozent. Daten gelten nicht umsonst als Öl des digitalen Zeit­alters, denn sie eröffnen bislang ungeahnte Möglichkeiten, mit Kunden zu interagieren, Geschäftsabläufe zu optimieren und Betriebskosten zu senken. Vorreiter dieser Entwicklung sind sicher große Player wie Amazon, eBay oder Zalando, die den Handel dramatisch verändert haben.