Content Authenticity Initiative vs. Fake News


Digitale Provenienz und transparente Bearbeitungshistorien helfen Desinformation zu bekämpfen

von Santiago Lyon

Wir erleben, wie das Vertrauen in Medien auf eine außerordentliche Probe gestellt wird.  Zu wissen, wie und von wem ein Inhalt erstellt wurde, ist entscheidend, um Transparenz, Verständnis und Vertrauen zu gewährleisten.

Durch den rasanten technologischen Fortschritt werden digitale Inhalte schneller erstellt und verbreitet denn je. Dabei werden dieselben Mittel, die für die Erstellung und Verbreitung legitimer Inhalte verwendet werden, auch für die Erstellung und Verbreitung von Des- oder Fehlinformationen eingesetzt. Mit der Content Authenticity Initiative (CAI) wollen wir Vertrauen schaffen, indem wir Urheber*innen, Verleger*innen und Konsument*innen eine einfache, zuverlässige Methode zur Bestimmung der Authentizität von Inhalten mit an die Hand geben.

CAI = Content Authenticity Initiative

Santiago Lyon von Adobe ist Leiter der Abteilung Advocacy and Education bei der CAI

Die CAI ist ein Zusammenschluss von großen Medien- und Technologieunternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Akademikern und anderen Stakeholdern, die sich für die Förderung und Durchsetzung eines offenen Industriestandards für die Authentizität und Herkunft von digitalen Inhalten einsetzen (ein Standard, der die Provenienz, also die Herkunft sowie den Bearbeitungsverlauf von Inhalten detailliert beschreibt). Damit soll erreicht werden, dass Creator*innen eine verlässliche Möglichkeit erhalten, die Urheberschaft ihrer Arbeiten auszuweisen.

Gleichzeitig werden Konsument*innen mit entsprechenden Mitteln ausgestattet , um beurteilen zu können, welchen  Inhalten sie vertrauen können. Die 2019 von Adobe im Rahmen einer Partnerschaft mit Twitter und der New York Times Company gegründete Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vertrauen in digitale Medieninhalte (Bilder, Videos usw.) zu stärken, indem es robuste, fälschungssichere Metadaten darüber bereitstellt, wie ein Inhalt produziert, bearbeitet und veröffentlicht wurde.

Seit unserer Gründung konnten wir ein stetiges Wachstum an Mitgliederzahlen verzeichnen. Das CAI-Ökosystem umfasst inzwischen mehr als 650 Mitglieder, die zusammenarbeiten, an Veranstaltungen teilnehmen und sich darüber austauschen, wie man am besten gegen Fehl- und Desinformationen vorgehen kann. Zu unseren Mitgliedern zählen große Medienorganisationen wie dpa Deutsche Presse-Agentur, Stern, The Washington Post, McClatchy, BBC, Agence France-Presse (AFP), Getty Images, VII Photo und andere. Auf der Technologieseite sind unter anderem Arm, CameraBits, Impressions, Metaphysic.ai, Microsoft, Nikon, Qualcomm, Reface, Smartframe, Synthesia, Truepic und Wacom – und viele andere – vertreten. Viele CAI-Mitglieder arbeiten bereits daran, die digitale Provenienz in ihre Lösungen zu implementieren.


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„Der Ansatz der CAI trägt dazu bei, das Vertrauen in Online-Inhalte wiederherzustellen und die Urheber*innen zu unterstützen.“

Santiago Lyon

Als Teil der Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA), einem Bündnis zur Standardisierung, welches sich aus Medien- und Technologieunternehmen wie Adobe, Arm, BBC, Intel, Microsoft, Truepic und Twitter zusammensetzt, treibt die CAI auch die Einführung des weltweit ersten offen verfügbaren Industriestandards zur Überprüfung der Authentizität von Inhalten in digitalen Medien voran.

Content Credentials

Die CAI schafft eine digitale Dokumentation für Fotos, Videos und andere Dateitypen, von der Erstellung über die Bearbeitung bis zur Veröffentlichung. Bilder und Videos sollen sowohl in traditionellen als auch in sozialen Medien mit öffentlich zugänglichen CAI-Metadaten, den sogenannten „Content Credentials“, veröffentlicht werden, die Betrachter*innen relevante Informationen über Urheberschaft und die Authentizität der Datei liefern.

Vom Moment der Erstellung an werden Bilder (und im Laufe der Zeit auch andere Dateitypen) nicht entfernbare und fälschungssichere CAI-Metadaten enthalten, die Inhalte überallhin begleiten – von der Erstellung über die Bearbeitung bis hin zur Veröffentlichung oder Weitergabe. Sobald die Content Credentials als Inhaltsurhebernachweis eingebettet sind, können diese über die Verify-Website der CAI authentifiziert und eingesehen werden, die anzeigen, was (wenn überhaupt) an einem Inhalt verändert wurde.

Wir haben die CAI Content Credentials im Oktober 2021 als öffentliche Beta-Version in Adobe Photoshop eingeführt, begleitet durch die Unterstützung in anderen Adobe-Tools und Services wie Behance und Adobe Stock. Diese Funktion ist nun in der Beta-Version für alle Photoshop-Benutzer verfügbar und damit ist die CAI-Technologie zum ersten Mal einem breiten Publikum zugänglich.

Fazit

Zwar kann kein einzelnes Unternehmen und keine einzelne Organisation das reale und wachsende Problem gefälschter Inhalte und damit verbundener Des-/Fehlinformationen lösen, doch trägt der Ansatz der CAI dazu bei, das Vertrauen in Online-Inhalte wiederherzustellen und die Urheber*innen zu unterstützen.

Die Bewältigung dieses Problems erfordert eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den Urheber*innen von Inhalten, Hochschulen/Forschern, Technologieanbietern, Behörden und Distributor*innen von Inhalten. Digitale Provenienz und transparente Bearbeitungshistorien sind ein wichtiger Schritt für die Zukunft.


„Digitale Provenienz und transparente Bearbeitungshistorien sind ein wichtiger Schritt für die Zukunft.“


In Kürze wird jede interessierte Person, Organisation oder Firma auf die Open-Source-Angebote der CAI zugreifen können, um unseren Code für den Urhebernachweis in verschiedenen Anwendungen zu nutzen – ohne die Notwendigkeit einer Lizenzierung oder anderer nutzungsrechtlicher Belange.  Weitere Informationen gibt es über diesen Link.  Wenn Sie oder Ihr Unternehmen an der Arbeit der CAI interessiert sind, können Sie kostenlos als Mitglied beitreten, um Zugang zu Veranstaltungen und Neuerungen zu erhalten sowie mit unserem Team an Ihren Projekten zusammenzuarbeiten.

https://contentauthenticity.org/