2023 geht der Trend zu digital souveränen Clouds

In diesem Jahr werden Unternehmen ihre Cloud-Strategien überdenken und verstärkt auf europäische Clouds setzen. Damit holen sie sich ihre Digitale Souveränität zurück, realisieren nachhaltige Datenstrategien und nehmen das Thema Green IT in die eigene Hand.

Von Holger Dyroff*

In den vergangenen Jahren verlagerten Unternehmen immer mehr Anwendungen und Daten in die Public Clouds der großen US-amerikanischen Anbieter. Das taten sie teilweise aus freien Stücken, um von typischen Vorteilen wie großer Skalierbarkeit zu profitieren. Oft wurden sie aber auch von den Anbietern dazu genötigt, die den Support für ihre On-Premises-Anwendungen Stück für Stück einstellten. Im Jahr 2023 werden viele Unternehmen ihre Cloud-Strategie überdenken ­– und verstärkt Anwendungen aus europäischen Clouds nutzen. Dafür gibt es vor allem drei Gründe.

Digitale Souveränität

Unternehmen wird zunehmend bewusst, dass sie mit dem Gang in die amerikanischen Public Clouds ihre Digitale Souveränität aus der Hand gegeben haben. Sie können nicht kontrollieren, wer alles auf ihre Daten zugreift und sind dadurch nicht in der Lage, die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben zu garantieren. Dass dieses Risiko nicht nur theoretischer Natur ist, zeigt die Festlegung der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern (DSK) vom 24. November 2022. Darin erklärt die DSK den Einsatz des populären Public-Cloud-Dienstes Microsoft 365 für unvereinbar mit der DSGVO. Es fehlt an der nötigen Transparenz, welche personenbezogenen Daten Microsoft für seine eigenen Zwecke verarbeitet und auch an einem Beleg für die Rechtmäßigkeit dieser Verarbeitung.


Holger Dyroff: „Wenn Unternehmen Software aus Clouds europäischer Anbieter nutzen, erhalten sie ihre Digitale Souveränität zurück. Da diese Anbieter der europäischen Gesetzgebung unterliegen, sind Datenschutz, Rechtssicherheit und DSGVO-Compliance gewährleistet.“

Nachhaltige Datenstrategie

Der Digitalisierungsdruck auf die Unternehmen steigt nicht zuletzt als Folge der Corona-Pandemie weiter an. Die wachsenden Anforderungen der Kunden und der immer schärfere Wettbewerb verlangen von Unternehmen neue Produkte, große Innovationkraft und reibungslose Prozesse. Deshalb benötigen sie eine nachhaltige Datenstrategie: nachhaltig in dem Sinne, dass ihnen für die Zukunft alle Möglichkeiten für Integrationen mit Partner- oder Kundensystemen oder für die Erneuerung ihrer eigenen Systeme offenstehen. Amerikanische Public-Cloud-Dienste nutzen aber oft proprietären Technologien, die Interoperabilität behindern und die Migration von Daten in andere Systeme erschweren.

Green IT

Green IT wird für Unternehmen immer wichtiger. Kunden wünschen sich grüne Produkte und Mitarbeiter grüne Arbeitgeber. Wenn der Kapitalmarkt Unternehmen bewertet, zieht er verstärkt Nachhaltigkeitskriterien heran und die EU arbeitet derzeit mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSDR) gesetzliche Vorgaben für eine Berichterstattung von Unternehmen zur Nachhaltigkeit aus, die ab 1. Januar 2024 sukzessive in Kraft treten sollen. Viele Unternehmen empfinden aber auch unabhängig von äußeren Zwängen aus sich heraus eine starke Motivation für den Klimaschutz. Bei amerikanischen Public-Cloud-Diensten können sie Energieeffizienz der IT-Systeme nicht selbst beeinflussen und sind gezwungen, den Umweltzertifikaten der Anbieter mehr oder weniger blind zu vertrauen.

DSGVO-Compliance ist gewährleistet

Wenn Unternehmen einen anderen Weg gehen und Software aus Clouds europäischer Anbieter nutzen, erhalten sie ihre Digitale Souveränität zurück. Da diese Anbieter der europäischen Gesetzgebung unterliegen, sind Datenschutz, Rechtssicherheit und DSGVO-Compliance gewährleistet. Dabei kommt ihnen das wachsende Angebot europäischer Cloud-Lösungen entgegen. So stehen Unternehmen inzwischen beispielsweise zahlreiche Alternativen für digitale Arbeitsplätze zur Verfügung, die es bei Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität ohne Weiteres mit den amerikanischen Diensten aufnehmen können. Darunter sind auch Cloud-Lösungen, die auf Open-Source-Software basieren und offene Standards unterstützen. Sie bieten Unternehmen maximale Transparenz und ermöglichen ihnen eine nachhaltige Datenstrategie.

Mehr Gestaltungsfreiheit für Green IT

Außerdem haben Unternehmen bei europäischen Clouds eine größere Gestaltungsfreiheit für Green IT. Da europäische Anbieter in der Regel deutlich technologiefreier agieren als die großen amerikanischen Player können Unternehmen jede beliebige Anwendung bei ihnen hosten. Das gibt ihnen die Möglichkeit, Anwendungen gezielt nach Energieeffizienz auszuwählen. So gibt es inzwischen beispielsweise Lösungen für Dateimanagement, die Metadaten direkt bei den Dateien speichern. Dadurch benötigen sie keine Datenbank mehr und sparen einen Datenbankserver ein. Unterstützt eine Software moderne Bereitstellungsmethoden wie Microservices nutzt sie zudem Hardware-Ressourcen optimal aus.

*Holger Dyroff ist Co-Founder und COO von ownCloud 


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