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Carsharing für Wohnmobile

Dirk Fehse, Geschäftsführer, PaulCamper GmbH im Gespräch mit der Redaktion über die Sharing Economy, die digitale Transformation und der Sehnsucht nach Freiheit, Abenteuer und dem einfachen Leben.

Aspekt „Sharing Economy“
Die Wirtschaft des Teilens (Sharing Economy) gilt vielen Ökologiebewegten heute als Hoffnungsträgerin für eine nachhaltige Entwicklung. Von ihren Ursprüngen her sind viele der Praktiken, die heute unter Überschriften wie „Nutzen statt besitzen“ oder „Kollaborativer Konsum“ zusammengefasst werden, vor allem sozial motiviert. Gelebt wird die Ökonomie des Teilens und Tauschens bis heute vor allem zwischen Personen, die sich kennen: in der Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Diese Entwicklung wird getrieben durch einen Bedeutungsverlust von Eigentum als Statussymbol und die schier unendlichen Möglichkeiten des Internets, die das Zusammentreffen von Anbietern und Nachfragern so leicht wie nie zuvor machen.
Von: Prof. Dr. Reinhard Loske, lehrt Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik an der Universität Witten/Herdecke

1.)  Herr Fehse, welche Idee steckt hinter PaulCamper?

Die Sehnsucht nach Freiheit, Abenteuer und dem einfachen Leben… all das lässt sich mit einem Camper verwirklichen. Wenn man kein eigenes Fahrzeug besitzt, blieb bis vor einiger Zeit nur der Weg über die klassische Vermietung. Diese Angebote sind jedoch meist sehr teuer, preislich hochgradig intransparent und somit schwer vergleichbar sowie ohne jegliche Individualität. Auf der anderen Seite gibt es allein in Deutschland ca. eine halbe Millionen Wohnmobile, die sich 90 Prozent der Zeit “kaputt” stehen. Warum also nicht Mietinteressenten mit privaten Haltern zusammenbringen? Das Teilen von Wohnmobilen entlastet die Umwelt, ermöglicht vielen Menschen überhaupt erst diese Reiseform und bringt gleichgesinnte Menschen in einer immer digitaler werdenden Welt physisch zusammen.

2.)  Wie hat die digitale Transformation Ihre Geschäftsidee beeinflußt und sehen Sie sich als Teil der Sharing-Economy?

Die Geschäftsidee an sich ist nicht neu, wohl aber ihre Umsetzung mittels der heutigen technologischen Möglichkeiten. Das Internet ermöglicht es überhaupt erst, dass beispielsweise Person A in München ihr Wohnmobil zur Miete anbietet und Person B aus Kiel auf dem Weg nach Italien dieses mietet. Und ja, PaulCamper ist ohne Frage Teil der Sharing Economy. “Sharing” beziehe ich auf das Teilen von privat gehaltenen Gegenständen mit anderen Menschen. Dennoch gehören sowohl PaulCamper als auch seine Mitglieder einer “Economy” an. Teilen ist die Basis unseres Miteinanders. Die Digitalisierung hebt das nun auf eine neue Stufe.

Geschäftsführer Dirk Fehse von der PaulCamper GmbH

Geschäftsführer Dirk
Fehse von der PaulCamper GmbH

3.) Wo liegen die Vorteile für Mieter und Vermieter?

Das private Camper Sharing erzeugt eine so deutliche Win-Win-Situation, dass sogar für einen Vermittler wie PaulCamper noch etwas hängen bleibt. Mieter erhalten ein größeres und vor allem individuellers Angebot an mietbaren Wohnmobilen. Die Kosten liegen nur bei ca. 20 bis 30 Prozent der klassischen Vermieter. Hinzu kommt, dass die Wohnmobile dezentral zur Verfügung stehen und alles einen “privaten” Charakter besitzt. Privat bedeutet in diesem Zusammenhang zum Beispiel, dass es mehr um das Zwischenmenschliche geht, es keine festen Öffnungszeiten gibt, Tipps und Empfehlungen mitgereicht werden und im Falle von Problemen auch mehr Kulanz gewährt werden kann. Immerhin hängt die Existenz des Besitzers nicht von der Vermietung ab. Den Vermietern ermöglicht das Teilen die Reduzierung ihrer laufenden Kosten bzw. darüber hinaus einen zusätzlichen Verdienst. Nicht zu unterschätzen ist die positive Auswirkung der Vermietung auf die Entwicklung von unternehmerischen Fähigkeiten auf Seiten der Vermieter.

4.) Wie können die Risiken bei der Vermietung minimiert werden?

Das Risiko aus Verkehrsunfällen wird durch ein innovatives tagesbasiertes Versicherungsprodukt, welches wir zusammen mit der Allianz konzipiert haben, abgedeckt. Aus Mietersicht verhält es sich so ähnlich wie bei klassischen Anbietern –  Komplettschutz mit Haftpflicht, Kasko und Schutzbrief. Das unternehmerische Risiko kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. PaulCamper ist jedoch so erfolgreich, weil wir sehr viel Wert auf persönliche Beratung und Unterstüzung legen. Hinzu kommt, dass PaulCamper für uns nicht nur ein Geschäft ist, sondern wir selbst leidenschaftliche Camper sind. So können wir durch vorsorgliche Kommunikation, die im Wesentlichen auf unserer Erfahrung beruht die Risiken minimieren. Schließlich nutzen wir auch noch eine Validierung beider Parteien.

5.) Welche Anforderungen werden heute an eine Sharing-Plattform gestellt?
Aus meiner Sicht liegt die wichtigste Anforderung darin, dass der Mieter einen spürbaren Preisvorteil gegenüber klassischen Vermietern hat. Dieser resultiert daraus, dass es sich um gebrauchte Wohnmobile handelt, in der Regel kein Umsatzsteueranteil im Mietpreis enthalten sein muss und oft nicht der maximale Gewinn, sondern die Kostenreduzierung für den privaten Halter im Vordergrund steht. Neben dem Preis muss aber auch die Qualität des Angebots, in unserem Fall die technische und persönliche Zuverlässigkeit, stimmen. Preis und Qualität werden komplementiert durch eine sehr gute Usability. Ein Produkt, dass nicht einfach und intuitiv zu nutzen ist, führt trotz Preisvorteil und gleicher Qualität schnell zum Abbruch.

Essentiell für jede Sharing Plattform ist gegenseitiges Vertrauen. Unsere Mitglieder erwarten einen fairen und respektvollen Umgang miteinandern. Vertrauensbildende Maßnahmen sind zum Beispiel Möglichkeiten der Kontaktaufnahme untereinander, Profilbilder, ausführliche Beschreibungen sowie gegenseitige Bewertungen. Zusätzlich zeigen wir mit Reiseberichten unserer Mitglieder, also realen Erlebnissen und Eindrücken, dass ihr Vertrauen in unsere Plattform und deren Nutzer gerechtfertigt ist.
Gerade in der Sharing Economy gibt es viele regulatorische und rechtliche Herausforderungen: Wo ist die Abgrenzung zwischen privat und gewerblich oder, speziell in unserem Fall – ist die Vermietung versichert. Sowohl für uns selbst als auch für unsere Mitglieder sind konkrete Aussagen und Lösungen daher wichtig. Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir endlich Anfang des Jahres ein maßgeschneidertes Versicherungsprodukt erhalten haben. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit.

www.paulcamper.com

Bildquelle Personenfoto / Lizenz: Copyright Saskia Uppenkamp

Aufmacherbild: Paul Camper GmbH

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